Überbrachte die Glückwünsche der Zahnärztekammer Berlin: Kammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel

21.09.2009

100 Jahre Schulzahnklinik Charlottenburg-Wilmersdorf: Alte Tradition - neue Aufgaben

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 21. September 2009 - die Meldung mit einer ganzen Reihe von Bildern siehe auch: Zahnärzte / Aktuelles -

Ein perfektes rundes Jubiläum gab es am 9.9.09 in Berlin zu feiern: 100 Jahre Schulzahnklinik Charlottenburg. Was üblicherweise zu einem Festakt mit Rückblicken führt, wurde in Berlin zu einer hochgradigen Fortbildungsveranstaltung zur Mundgesundheit der Kinder – in einer Qualität, die einige Fortbildungspunkte wert gewesen wäre. Dr. Sylvia Neubelt und ZÄ Inis Adloff vom zuständigen Zahnärztlicher Dienst Charlottenburg-Wilmersdorf hatten mit Professor Dr. Christian Splieth (Universität Greifswald) und Professor Dr. Jost-Brinkmann (Charité) zwei außergewöhnlich erfahrene Referenten zu Übersichtsvorträgen eingeladen, die einerseits die aktuelle Rolle der Zahnärztlichen Dienste beschrieben, andererseits aber auch auf die sich verändernden Aufgaben und Ziele verwiesen.

Thema Ernährung nachrangig
Professor Splieth, selbst „Jugendzahnarzt“ in Greifswald, differenzierte beispielsweise die Erfolgsfaktoren für steigende Zahngesundheit und betonte hier die herausragend wichtige Rolle der Fluoridierung. An zweiter Stelle stehe die Plaque-Entfernung, und wer erwartet hatte, dass an dritter Position die Ernährung genannt wurde, erlebte eine Überraschung: „Das ganze Ernährungs-Tralala bringt nichts, das ist eine traurige Wahrheit, aber die Wissenschaft muss klare Worte sprechen.“ Viel wichtiger sei eine angemessen fluoridierte Zahnpasta („Vielleicht müssen wir die Dosis in den Zahnpasten erhöhen?“) und dringend überfällig sei die Etablierung regelmäßigen morgendlichen Zähneputzens an den Schulen. Aufklärung sei gut, aber: „Wissen allein macht keine gesunde Zähne.“ Auch für Eltern gelte: „Putzen statt Reden“. Leider seien diesbezüglich gerade sozial Schwache schwer zu erreichen: „Es geht deshalb nicht ohne Reihenuntersuchungen, und die Gruppenprophylaxe erreicht auch Kinder in Risikolagen.“ Der Einsatz verbessere die soziale Gleichheit, die Kosten seien vergleichsweise günstig. Studien zufolge habe selbst Intensivprophylaxe bei Hochrisikokindern wenig Wirkung gezeigt, im Gegensatz zu intensiviertem Schulzähneputzen plus Fluoridnutzung. Karies sei ein Bildungsproblem: „Plaque ist nicht der beste Prädiktor, ob eine Karies entstehen wird, sondern der Sozialstatus, das Einkommen und die Bildung.“ Eine seiner Forderungen wird sicher derzeit unerhört im Raum verhallen: Auf seinen Hinweis, die Lehrer müssten beim Zähneputzen helfen, meinte Charlottenburgs Gesundheits-Stadträtin Martina Schmiedhofer, dies sei mindestens in Berlin ganz sicher nicht durchzusetzen.

Screening wichtig für kieferorthopädische Früherkennung
Anerkennung für die Leistungen des Zahnärztlichen Dienstes gab es auch seitens der Kieferorthopädie: Professor Jost-Brinkmann lobte die gestiegene Aufmerksamkeit für Zahnfehlstellungsprobleme über die klassischen Dysgnathien hinaus: „Sie achten heute immer mehr auch auf die Ursachen und suchen mit uns Kieferorthopäden und den Kinderärzten nach Lösungen.“ Er erinnerte daran, dass „über das 3. Lebensjahr hinaus nichts zwischen die Zähnen im Mund gehört, auch nicht die Zunge“, um die Kieferbildung nicht zu stören. Eine frühzeitige Therapie sei auch nötig, da „funktionelle Probleme nicht einfach von allein verschwinden – und manche schädliche Angewohnheit kann man mit null Euro Kosten beseitigen...“ Es müsse nicht immer gleich eine kieferorthopädische Therapie erfolgen – wichtig sei aber eine kieferorthopädische Prüfung. Der Zahnärztliche Dienst erfülle seiner Ansicht nach „weiter eine wichtige Aufgabe, vor allem durch das Screening, das kieferorthopädische Praxen nicht leisten können.“ Dies erspare Kosten und fördere die soziale Gerechtigkeit.

Zahnärztekammer „verlässlicher und engagierter Bündnispartner“
Ausdrückliches Lob gab es für die Zahnärztekammer als „verlässlichen und engagierten Bündnispartner“, wie Stadträtin Martina Schmiedhofer betonte. Kammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel versprach in seinem Grußwort, dass sich an der Unterstützung nichts ändern werde: Der Erfolg der Zahnmedizin sei ein Gemeinschaftswerk aus Wissenschaft und Praxis und der Arbeit von LAG und dem Zahnärztlichen Dienst.

In einer reizvollen Rückschau berichtete ZÄ Inis Adloff von den Anfängen und Aufgaben der Charlottenburger Schulzahnklinik und der auch politisch vielfältigen Entwicklung bis zur Gründung der LAG, und Dr. Sylvia Neubelt (ZÄD) skizzierte den großen Anspruch ihres Teams: Derzeit seien nur 54 % der Grundschulkinder im Bezirk kariesfrei – der Anspruch der BZÄK liege bei 80 % für 2020: „Das ist unsere große Aufgabe. Hier bauen wir auf die Unterstützung unseres tollen Netzwerkes und die von Eltern, Großeltern, Hebammen und Erziehern.“


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