18. Berliner Zahnärztetag: Überfüllter Saal bis zur letzten Minute

01.12.2004

18. Berliner Zahnärztetag: Überfüllter Saal bis zur letzten Minute

Überfüllter Saal bis zur letzten Minute
Das hat es so noch nie gegeben: Bis zur allerletzten Minute und das an einem Samstag Abend war der Saal 3 im ICC überfüllt, die Teilnehmer saßen auf den Stufen, standen, harrten aus, bis nach der spannenden Live-OP die letzten Abschiedsworte gefallen waren. Fast 1500 Besucher hatte der veranstaltende Quintessenz-Verlag zum Schluß gezählt - ohne all diejenigen, die nur den Ausstellungsbereich besucht hatten. Verlag, Zahnärztekammer und KZV sahen diese unerwartet große und intensive Resonanz als Folge auf die zuvor gestartete Umfrage nach interessanten Themen und dem Veranstaltungsort - dabei hatte die Orale Medizin / Parodontologie als Thema und das ICC als Ort eine deutliche Favoritenrolle eingenommen. Sowohl die Umfrage als auch die sofort gezogene Konsequenz in der Kongreßplanung haben damit eine hoch erfolgreiche Veranstaltung nach sich gezogen. Sicher verbesserungswürdig ist die Eröffnungsveranstaltung: Wenn sie wie diesmal mitten im Fortbildungsblock liegt, sind die Zahnärztetag-Teilnehmer vor allem dort, wo sie eigentlich sein wollten: in der Fortbildung. Für Folgeveranstaltungen wird das neue Konzept daher noch einmal überarbeitet.

Dr. Jürgen Gromball, Vizepräsident der Zahnärztekammer Berlin, begrüßte die Teilnehmer im ICC und dankte nicht zuletzt dem Quintessenz-Verlag für die gute Kooperation ("Ohne ihn wäre ein solcher Zahnärztetag in Berlin nicht denkbar!") und der Industrie für die rege Beteiligung. Zu dem großen Erfolg des Kongresses habe sicher auch ein Novum in der wissenschaftlichen Leitung beigetragen: "Danken möchte ich auch Herrn Professor Reichart aus Berlin und Herrn Dr. Heinz aus Hamburg. Die Tatsache, dass wir einen wissenschaftlichen Leiter aus der Hochschule und einen aus der Praxis haben, garantiert, dass die Themen praxisnah und an der Wissenschaft orientiert aufbereitet werden." Neu ist alle sei die Bewertung mit Fortbildungspunkten.

Dr. Gromball: "Dies findet statt, weil wir durch die Politik zu einer Zwangsfortbildung vergewaltigt worden sind. Was glauben diese Damen und Herren, Ulla und Horst, warum die Zahnheilkunde in Deutschland mit ihrer Wissenschaft und ihren Praxen in der Welt ein so hohes Ansehen genießt. Doch wohl nur, weil die Menschen sich aus freien Stücken um ihren Beruf, den wissenschaftlichen Fortschritt und die modernen Technologien freiwillig kümmern. Wir sind erwachsen, wir sind verantwortungsbewusste Ärzte, wir brauchen keine Zwänge und Fesseln."

Dass der Patient im Mittelpunkt zahnmedizinischer Arbeit steht, darauf verwies der stellvertretende Vorsitzende der Kassenzahn-ärztlichen Vereinigung Berlin, Dr. Karl-Georg Pochhammer in seinem Grußwort. “Das Ziel, jeden Tag etwas besser machen zu wollen in seiner Praxis, die gemeinsame Diskussion um die besten Wege in der Therapie für unsere Patienten führen uns hier zusammen.” Pochhammer erinnerte daran, dass sich das Leistungsspektrum und die Qualität der deutschen Zahnmedizin auch ohne Zwangsfortbildung “auf höchstem Niveau” befinde, ablesbar etwa an den Gutachter-Statistiken der KZV. Hinsichtlich des neuen BEMAs bezeichnete er es als erfreulich, dass in die Überarbeitung der Par-Richtlinien auch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse eingeflossen sind und dass damit eine klare “Trennung zwischen den innerhalb der GKV erbringbaren Leistungen und den Privatleistungen” einhergeht. Eine moderne und erfolgreiche Zahnmedizin, so Pochhammer sei “nur im Zusammenspiel von GKV-Leistungen und notwendigen Privatleistungen, wie z. B. der Prophylaxe, machbar”. Wenn jeder Teilnehmer auch nur eine Anregung des Kongresses mit nach Hause nimmt und sie in der Praxis umsetzt, dann hat sich der Zahnärztetag schon gelohnt, “nicht wegen der Punkte”, wie Pochhammer anmerkte.

Am Freitag Abend beim Get together aller Beteiligten - auf Veranstalter-, Aussteller- und Teilnehmerseite - wurde lebhaft miteinander geredet und diskutiert und auch gefeiert, offenbar wurde der frühere Gesellschaftsabend keineswegs vermisst. Auch das eine Konsequenz der Umfrage im Vorfeld. Die Berliner Zahnärzte haben dabei nicht nur bewiesen, dass sie Fortbildung ernst und wichtig nehmen, sondern auch, dass sie mitgestalten wollen und können. Am großen Erfolg des Zahnärztetages haben letztlich alle Akteure zusammen ihren gewichtigen Anteil.

Verleihung der Ewald-Harndt-Medaillen 2004
Die Ewald Harndt-Medaille ist nicht nur eine Auszeichnung für Menschen, die sich um den Berufsstand verdient gemacht haben - die Feierstunde ist auch ein Gedenken an die prägende Persönlichkeit der Zahnheilkunde in Berlin im 20. Jahrhundert. Dr. Jürgen Gromball: "Prof. Dr. Dr. Ewald Harndt war seiner Zeit weit voraus, das ergab auch das Symposium, das zu seinem 100. Geburtstag in Berlin durchgeführt wurde. Konservierende Zahnheilkunde, Parodontologie und Kinderzahnheilkunde - er war ein Allrounder, den es heute so nicht mehr gibt." Er sei zudem eine große menschliche Persönlichkeit und nicht zuletzt ein guter Zahnarzt. "Also ist es nur logisch, dass eine Medaille der Zahnärztekammer Berlin, hergestellt in der Königlichen Porzellanmanufaktur, seinen Namen trägt."

Die diesjährigen Preisträger seien keine Menschen, die unbedingt im Rampenlicht stünden, ihre Verdienste blühten bescheiden, aber sehr wirkungsvoll im Verborgenen.

Aus der Laudatio für Christine Vetter: "Sie gehört zur ZM wie Spiegel, Sonde und Pinzette auf den Schwebetisch des Zahnarztes. Das Repetitorium in der ZM ist Frau Vetter. Sie begeistert ihre Leser, was man an den vielen Leserzuschriften sowie Bitten um Nachdrucke ersehen kann. "

Frau Vetter (Biologie- und Chemiestudium) habe ein Talent zum Schreiben medizinischer Fachthemen und arbeite nicht nur für die ZM, sondern auch für „Bild der Wissenschaft“, „Die Welt“ und das „Deutsche Ärzteblatt“ und haben viele Buchbeiträge publiziert.
Dr. Gromball: "Frau Vetter sorgt ganz wesentlich für medizinische Impulse bei der Zahnärzteschaft und auch in der Ärzteschaft." Es sei ihr großer Verdienst, dass sie über die Fachgruppen hinaus verbinde.

Aus der Laudatio für Dr. Jochen Gleditsch: "54 Jahre Zahnarzt, 50 Jahre Allgemeinmediziner - und immer aktiv in Fort- und Weiterbildung für sich selbst und für andere", sagte Dr. Gromball. Sein Schwerpunkt sei stets die Schmerztherapie am Kopf aus Sicht der HNO und der ZMK gewesen, dabei habe ein bedeutender Schwerpunkt auf der Akupunktur gelegen. "Sein Wissen schrieb er natürlich auch nieder in eigenen Büchern und diversen Buchbeiträgen. Er begleitete Dissertationen und wissenschaftliche Studien in München und nun auch in Dresden. Herr Professor Freesmeyer hat ihn auch nach Berlin eingeladen, um seinen Studenten die Geheimnisse der Mundakupunktur näher bringen zu lassen.

Als Präsident stand er dem Akupunkturdachverband vor, zum Ehrenpräsidenten der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur wurde er gewählt." Ein solch engagierter Einsatz, so habe der Kammervorstand entschieden, solle mit der Medaille eine Anerkennung erfahren. Dr. Gleditsch bedankte sich auch im Namen von Frau Vetter und meinte, gerade in einer Zeit, in der vieles nicht mehr so leicht sei wie früher, sei es "das gemeinsame Zusammenstehen und die Freude am Beruf das Wichtigste, was wir haben." Und am Rande der Veranstaltung seufzte ein Teilnehmer: "Ach, soo quirlig und ansteckend begeisterungsfähig möchte ich in dem Alter auch noch sein..."
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