13.02.2007
Implantologie – mit Blick auf Trends
Das wissenschaftliche Programm war in vier thematische Blöcke aufgeteilt und vermittelte zu Beginn sowohl einen Blick zurück als auch einen Blick nach vorn. Unter dem Motto „Implantologie – State of the art und Trends“ erinnerte in seiner Einführung Prof. Strunz an die zurückliegenden Entwicklungen, von deren Konzepten nur wenige die letzten 20 Jahre überlebt hätten. Vieles an Technik und Material habe sich gewandelt – aber auch der Patient: Die Ansprüche seien ebenso gewachsen wie die Klagefreudigkeit. Nur eines sei unverändert geblieben und fordere das Fachgebiet heute heraus wie vor 30 Jahren: der Knochen-Ab- und –Umbau.
Gerade dieser Aspekt bestimmte maßgeblich den anschliesseden Beitrag von Prof. Dr. Dr. Stefan Schultze-Mosgau/Jena zum Thema ‚Implantologie und Chirurgie’: Zellen redeten miteinander, erklärte er anschaulich die biologischen Abläufe - nicht zuletzt mit dem Blick auf Wachstumsfaktoren. Es spreche manches für einen förderlichen Effekt dieser BMPs bei der raschen Einheilung, aber: „Geben Sie nicht einfach einen Wachstumsfaktor hinein und sagen Sie dem Patienten, jetzt läuft es besser, denn die Biologie ist ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Wachstumsfaktoren. Hier liegt auch ein durchaus innovativer Ansatz.“ Den Blick auf ‚Implantate und Prothetik’ warf Prof. Dr. Hans-Christian Lauer/Frankfurt und berichtete über eine Studie, die im Vergleich von Pros und Contras bei klassischer Brücke und implantatgetragenem Zahnerstz einen „Punktsieg für die implantatgetragene Einzelkrone“ ergeben habe. Für den Patienten sei das höhere Sicherheitsgefühl ein wichtiger Aspekt, zudem die im Vergleich zu klassischer Versorgung relativ geringen Reparatur- und Erneuerungskosten. Wann immer möglich, sollten Zähne mit Einzelzahnersatz versorgt werden: „Der liebe Gott hat die Zähne nicht verblockt, und er hat sich etwas dabei gedacht.“ Der Patient und seine Wünsche stand auch im Zentrum des Beitrags von Prof. Dr. Winfried Wagner/Mainz: „Ich glaube, dass wir eine soziale Verantwortung in der Implantologie haben“, auch sozial Schwache sollten demnach eine Chance für Implantate bekommen – allerdings, das betonte er, „nicht als GKV-Leistung!“ Die Festzuschüsse seien bereits der richtige Weg. Er empfahl bei zahnlosem Unterkiefer eine konusverbundene Versorgung mit geklebter Galvanoarbeit, diese sei einer Stegversorgung überlegen und erleichtere die für das Weichgewebe wichtige Hygiene. Strukturerhalt sei ein Zukunftsaspekt, wenn er ohne großen Aufwand machbar sei, denn „mit dem, was wir zusätzlich tun, kaufen wir uns auch zusätzliche Risiken ein.“
Tagungsthema „Implantologie interdisziplinär“ in vielen Facetten
Prof. Dr. Matthias Kern/Kiel unterstützte unter der Überschrift „Implantologie und Prävention“ seine Einschätzung, dass Implantate präventiven Nutzen bringen, mit zahlreichen Beispielen und führte u.a. die präventive Wirkung auf den Kieferkamm und die Nachbarzähne an. Allerdings sei in bestimmten Fällen eine Adhäsivbrücke die bessere Lösung. Auch er zeigte kostensparende Lösungen, z.B. Umarbeitung einer bestehenden Prothese mit integrierter Kugelkopfversorgung auf wenigen Implantaten. Mit einem sehr persönlichen Beitrag zum Thema „Implantate und Endodontie“ vermittelte Dr. Sebastian Schmidinger seine eigene Praxis-Bilanz: Für ihn als Nicht-Experte in Endodontie liefere Implantologie die sichereren Ergebnisse. Es ergaben sich Diskussionen auf dem Podium, die bei sachgemäßer Erbringung auch der Endodontie gute Erfolgschancen einräumten. Unter der Überschrift „Implantologie und Parodontologie“ schilderte Prof. Dr. Dr. A. Sculean/Nijmwegen die histologischen Abläufe bei der Interaktion von Parodont und Implantat und zeigte Studien, wonach Implantate bei Parodontitis-Patienen eine 90 %-Überlegensrate haben, während die Quote bei gesunden Patienten 95 % betrage. Der Blick aus der Werkstoffkunde durch Prof. Dr. Dr. Henrik Terheyden/Kiel drehte sich vor allem um Zirkonoxydkeramik und ergab ein Jein zu diesem Material. Vieles spreche dafür, z. B. die verbesserte Ästhetik und schlechtere Plaque-Anlagerung, allerdings zeigten Vergleichsstudien der FDI, dass die Pluspunkte für dieses Material derzeit keinen „Zwang auslösen, das Titan zu lassen.“ Ungezielten Einsatz der neuen Keramik würde er nicht befürworten, man solle sich von Patienten nicht unter Druck setzen lassen. Dass Implantate nicht nur Zähne, sondern auch kieferorthopädische Geräte stützen können, zeigte Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann/Berlin: Die moderne Kieferorthopädie habe beeindrucke Erfolge mit Gaumenimplantaten zur Verankerung von Apparaturen, leine Implantate böten, z.B. bei Mittelgesichtsdistraktion, verblüffenden Halt, den „Implantate sind kieferorthopädisch nicht bewegbar.“ Noch einmal auf das Thema Kosten zurück kam PD Dr. Eva Engel//Tübingen, die unter der Überschrift „Gerodontologie“ Bedarf und un/begrenzte Möglichkeiten der älteren Bevölkerung darlegte und dringend empfahl, die Versorgung an den gesundheitlichen Zustand der verschieden alternden Menschen zu orientieren. Untersuchungen belegen laut Dr. Engel, dass „Implantate bei über 60jährigen Menschen eine vergleichbare Zukunft haben wie bei jüngeren. Es gibt daher keinen Grund, in höherem Alter auf Implantate zu verzichten.“ Ihrer Erfahrung nach präferierten ältere Patienten Steg- und Kugelkopfversorgung anstelle von Magnet-Systemen.
Implantologie als Praxiskonzept
Interdisziplinär sollte auch die Zusammenarbeit ablaufen – wie das sinnvoll funktionieren kann, berichtete Prothetiker Dr. Wolfgang Hannack/Berlin am Beispiel einer Kooperation mit Kieferchirurg Prof. Strunz. Die Prothetik brauche eine „saubere Planung“, in der auch prothetische Bedürfnisse wie die Aufgabe des Zahnersatzes als Lippenstütze mitbedacht würden. Er beschrieb die Arbeit mit Schablone als äußerst hilfreich. Prof. Dr. Günther Dohm/Ludwigshafen erinnerte mit vielen Detalitipps unter dem Aspekt „Marketing“ an die Wirkung des Behandlers im Patientengespräch („Alles Materielle passiert im Immateriellen“) und empfahl als hilfreiche Übung eine Selbstprüfung, warum ein Patient die eigene Praxis aufsuchen soll und nicht die eines Kollegen – dies zu erkennen liesse die Pluspunkte der Praxis besser identifizieren und ermögliche ein individuelles Praxiskonzept. Probleme kommen für die Praxen aber oft auch von außen, wie Dr. Dr. Roland G. Streckbein unter der Überschrift „Abrechnung“ darlegte, und zwar zunehmend durch Auseinandersetzungen mit den Privaten Krankenversicherungen. Er empfahl die vorbeugende Information an Patienten, dass es „Anwürfe der Kassen geben könnte, man selbst sich aber nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen richtet.“ Der Erklärungsnotstand für die Implantologen müsse ein Ende finden.
Spezielles – mit Live-Op
Ästhetik in der Implantologie sei kein Zufall, zeigte Dr. Orcan Yüksel/Frankfurt an verschiedenen Beispielen auf und betonte die Bedeutung von ausreichend Knochen zwischen den Implantaten: „Ein Abstand von mehr als 3 mm trägt zum Erhalt der Papille bei.“ Auch er betonte die Bedeutung des Strukturerhaltes und zeigte Beispiele für den richtigen Einsatz von Schleimhauttransplantaten bei der Socket Preservation. Wenn Knochen fehlt, führte Prof. Dr. Fouad Khoury/Münster darauf aufbauend aus, müsse in der Regel augmentiert werden und er zeigte, wie dies mit guter Prognose erreicht werden kann. Bessere Erfolge habe zerkleinerter Knochen aus dem retromolaren Bereich im Vergleich zu Knochenblöcken, zumal aus dem Becken, da diese nach Anlagerung oft rasch „tot“ seien. Knochenblöcke dienten – ausgedünnt – dagegen bei größeren Restaurationen als gute Halterungen für das Augmentat. Geteilte Blöcke eigneten sich zudem gut zur Rekonstruktion bei fehlendem vertikalen Knochen: „Dünne Blöcke vaskularisieren deutlich besser als dicke!“ Hinsichtlich Augmentation oft etwas heikel ist der Sinusboden, wie Dr. Klaus-Ludwig Ackermann/Filderstadt anhand einiger Beispiele zeigte, manchmal komme man auch ohne Sinusbodenelevation und Augmentation aus, wenn ein kurzes Implantat gesetzt werden kann – eine 20 Jahre alte entsprechende Versorgung mit Verblockung zeigte eine anhaltend gute Haltbarkeit. Die Sinusbodenelevation mit ihrer vergleichsweise kurzen Geschichte zeige mit Erfolgsraten zwischen 85 und 98 % - bei allen verschiedenen Augmentationsmaterialien – eine umumstritten gute Bilanz. Er selber arbeite vor allem mit BioOss und verzeichne damit gute Erfolge. Für alle, die Misserfolge bei der Sinusbodenelevation fürchten, lieferte Dr. Ackermann einige praxisnahe 1.Hilfe-Tipps zum „Trouble Shooting“. Denn dass es auch bei den Vollprofis nicht immer glatt und problemlos zugeht, konnte das Plenum anschliessend bei einer Live-OP mit Prof. Dr. Bodo Hoffmeister/Berlin erleben: Gezeigt wurde ein Knochenaufbau bei deutlichem Knochendefizit im apikalen Bereich, der interdisziplinäres Vorgehen vermittelte und zeigte, wie man ein Blocktransplantat aus dem UK-Kieferwinkel als Anlagerung positioniert und mit Lappen – unter Entlastung der Schleimhaut - fixiert. Die Chirurgie lief wie geplant – nur die Übertragungstechnik wollte nicht immer wie sie sollte. So zeigte denn auch das Ende des Zahnärztetages, dass im Praxisalltag durchaus Probleme aufkommen können – es aber wichtig ist, dass der Behandler gut trainiert damit souverän umgehen kann.
21. Berliner Zahnärztetag mit Thema Implantologie: Denkansätze für Hauszahnärzte - Entscheidungshilfen für Fortgeschrittene
Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 13. Februar 2007
Es war ein gänzlich neues Konzept, mit dem der 21. Berliner Zahnärztetag an den Start ging, und er endete mit einem „Win Win“ für alle beteiligten Seiten: Erstmals verbanden sich die Veranstalter des Zahnärztetages, Zahnärztekammer und KZV Berlin in Zusammenarbeit mit dem Quintessenz-Verlag, mit einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft, dem BBI/DGI-Landesverband Berlin, zu einem gemeinsamen Kongress, und alle Seiten profitierten. Zahnärztetag-Besucher, die sich eher „einen aktuellen Eindruck“ von einem Fachgebiet verschaffen wollten, erhielten ein Top-Programm, das ihnen die Bedeutung der Implantologie in der modernen Zahnheilkunde und damit auch für den „Allgemeinzahnarzt“ in einer klassischen Familienzahnarztpraxis deutlich machte. Die erfahrenen Implantologen erlebten einen Überblick über so ziemlich jeden aktuell und innerhalb der „Szene“ oft auch kontrovers diskutierten Aspekt der modernen Implantologie und die Position der Wissenschaftler in der Fachgesellschaft. „Die Kooperation mit dem Zahnärztetag ist doch super!“ freute sich DGI-Präsident Prof. Dr. Günther Dhom und gratulierte dem wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. Dr. Volker Strunz zu dem erreichten Referenten-Fächer: „Er schafft es immer, uns alle zu überreden...“Implantologie – mit Blick auf Trends
Das wissenschaftliche Programm war in vier thematische Blöcke aufgeteilt und vermittelte zu Beginn sowohl einen Blick zurück als auch einen Blick nach vorn. Unter dem Motto „Implantologie – State of the art und Trends“ erinnerte in seiner Einführung Prof. Strunz an die zurückliegenden Entwicklungen, von deren Konzepten nur wenige die letzten 20 Jahre überlebt hätten. Vieles an Technik und Material habe sich gewandelt – aber auch der Patient: Die Ansprüche seien ebenso gewachsen wie die Klagefreudigkeit. Nur eines sei unverändert geblieben und fordere das Fachgebiet heute heraus wie vor 30 Jahren: der Knochen-Ab- und –Umbau.
Gerade dieser Aspekt bestimmte maßgeblich den anschliesseden Beitrag von Prof. Dr. Dr. Stefan Schultze-Mosgau/Jena zum Thema ‚Implantologie und Chirurgie’: Zellen redeten miteinander, erklärte er anschaulich die biologischen Abläufe - nicht zuletzt mit dem Blick auf Wachstumsfaktoren. Es spreche manches für einen förderlichen Effekt dieser BMPs bei der raschen Einheilung, aber: „Geben Sie nicht einfach einen Wachstumsfaktor hinein und sagen Sie dem Patienten, jetzt läuft es besser, denn die Biologie ist ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Wachstumsfaktoren. Hier liegt auch ein durchaus innovativer Ansatz.“ Den Blick auf ‚Implantate und Prothetik’ warf Prof. Dr. Hans-Christian Lauer/Frankfurt und berichtete über eine Studie, die im Vergleich von Pros und Contras bei klassischer Brücke und implantatgetragenem Zahnerstz einen „Punktsieg für die implantatgetragene Einzelkrone“ ergeben habe. Für den Patienten sei das höhere Sicherheitsgefühl ein wichtiger Aspekt, zudem die im Vergleich zu klassischer Versorgung relativ geringen Reparatur- und Erneuerungskosten. Wann immer möglich, sollten Zähne mit Einzelzahnersatz versorgt werden: „Der liebe Gott hat die Zähne nicht verblockt, und er hat sich etwas dabei gedacht.“ Der Patient und seine Wünsche stand auch im Zentrum des Beitrags von Prof. Dr. Winfried Wagner/Mainz: „Ich glaube, dass wir eine soziale Verantwortung in der Implantologie haben“, auch sozial Schwache sollten demnach eine Chance für Implantate bekommen – allerdings, das betonte er, „nicht als GKV-Leistung!“ Die Festzuschüsse seien bereits der richtige Weg. Er empfahl bei zahnlosem Unterkiefer eine konusverbundene Versorgung mit geklebter Galvanoarbeit, diese sei einer Stegversorgung überlegen und erleichtere die für das Weichgewebe wichtige Hygiene. Strukturerhalt sei ein Zukunftsaspekt, wenn er ohne großen Aufwand machbar sei, denn „mit dem, was wir zusätzlich tun, kaufen wir uns auch zusätzliche Risiken ein.“
Tagungsthema „Implantologie interdisziplinär“ in vielen Facetten
Prof. Dr. Matthias Kern/Kiel unterstützte unter der Überschrift „Implantologie und Prävention“ seine Einschätzung, dass Implantate präventiven Nutzen bringen, mit zahlreichen Beispielen und führte u.a. die präventive Wirkung auf den Kieferkamm und die Nachbarzähne an. Allerdings sei in bestimmten Fällen eine Adhäsivbrücke die bessere Lösung. Auch er zeigte kostensparende Lösungen, z.B. Umarbeitung einer bestehenden Prothese mit integrierter Kugelkopfversorgung auf wenigen Implantaten. Mit einem sehr persönlichen Beitrag zum Thema „Implantate und Endodontie“ vermittelte Dr. Sebastian Schmidinger seine eigene Praxis-Bilanz: Für ihn als Nicht-Experte in Endodontie liefere Implantologie die sichereren Ergebnisse. Es ergaben sich Diskussionen auf dem Podium, die bei sachgemäßer Erbringung auch der Endodontie gute Erfolgschancen einräumten. Unter der Überschrift „Implantologie und Parodontologie“ schilderte Prof. Dr. Dr. A. Sculean/Nijmwegen die histologischen Abläufe bei der Interaktion von Parodont und Implantat und zeigte Studien, wonach Implantate bei Parodontitis-Patienen eine 90 %-Überlegensrate haben, während die Quote bei gesunden Patienten 95 % betrage. Der Blick aus der Werkstoffkunde durch Prof. Dr. Dr. Henrik Terheyden/Kiel drehte sich vor allem um Zirkonoxydkeramik und ergab ein Jein zu diesem Material. Vieles spreche dafür, z. B. die verbesserte Ästhetik und schlechtere Plaque-Anlagerung, allerdings zeigten Vergleichsstudien der FDI, dass die Pluspunkte für dieses Material derzeit keinen „Zwang auslösen, das Titan zu lassen.“ Ungezielten Einsatz der neuen Keramik würde er nicht befürworten, man solle sich von Patienten nicht unter Druck setzen lassen. Dass Implantate nicht nur Zähne, sondern auch kieferorthopädische Geräte stützen können, zeigte Prof. Dr. Paul-Georg Jost-Brinkmann/Berlin: Die moderne Kieferorthopädie habe beeindrucke Erfolge mit Gaumenimplantaten zur Verankerung von Apparaturen, leine Implantate böten, z.B. bei Mittelgesichtsdistraktion, verblüffenden Halt, den „Implantate sind kieferorthopädisch nicht bewegbar.“ Noch einmal auf das Thema Kosten zurück kam PD Dr. Eva Engel//Tübingen, die unter der Überschrift „Gerodontologie“ Bedarf und un/begrenzte Möglichkeiten der älteren Bevölkerung darlegte und dringend empfahl, die Versorgung an den gesundheitlichen Zustand der verschieden alternden Menschen zu orientieren. Untersuchungen belegen laut Dr. Engel, dass „Implantate bei über 60jährigen Menschen eine vergleichbare Zukunft haben wie bei jüngeren. Es gibt daher keinen Grund, in höherem Alter auf Implantate zu verzichten.“ Ihrer Erfahrung nach präferierten ältere Patienten Steg- und Kugelkopfversorgung anstelle von Magnet-Systemen.
Implantologie als Praxiskonzept
Interdisziplinär sollte auch die Zusammenarbeit ablaufen – wie das sinnvoll funktionieren kann, berichtete Prothetiker Dr. Wolfgang Hannack/Berlin am Beispiel einer Kooperation mit Kieferchirurg Prof. Strunz. Die Prothetik brauche eine „saubere Planung“, in der auch prothetische Bedürfnisse wie die Aufgabe des Zahnersatzes als Lippenstütze mitbedacht würden. Er beschrieb die Arbeit mit Schablone als äußerst hilfreich. Prof. Dr. Günther Dohm/Ludwigshafen erinnerte mit vielen Detalitipps unter dem Aspekt „Marketing“ an die Wirkung des Behandlers im Patientengespräch („Alles Materielle passiert im Immateriellen“) und empfahl als hilfreiche Übung eine Selbstprüfung, warum ein Patient die eigene Praxis aufsuchen soll und nicht die eines Kollegen – dies zu erkennen liesse die Pluspunkte der Praxis besser identifizieren und ermögliche ein individuelles Praxiskonzept. Probleme kommen für die Praxen aber oft auch von außen, wie Dr. Dr. Roland G. Streckbein unter der Überschrift „Abrechnung“ darlegte, und zwar zunehmend durch Auseinandersetzungen mit den Privaten Krankenversicherungen. Er empfahl die vorbeugende Information an Patienten, dass es „Anwürfe der Kassen geben könnte, man selbst sich aber nach den wissenschaftlichen Erkenntnissen richtet.“ Der Erklärungsnotstand für die Implantologen müsse ein Ende finden.
Spezielles – mit Live-Op
Ästhetik in der Implantologie sei kein Zufall, zeigte Dr. Orcan Yüksel/Frankfurt an verschiedenen Beispielen auf und betonte die Bedeutung von ausreichend Knochen zwischen den Implantaten: „Ein Abstand von mehr als 3 mm trägt zum Erhalt der Papille bei.“ Auch er betonte die Bedeutung des Strukturerhaltes und zeigte Beispiele für den richtigen Einsatz von Schleimhauttransplantaten bei der Socket Preservation. Wenn Knochen fehlt, führte Prof. Dr. Fouad Khoury/Münster darauf aufbauend aus, müsse in der Regel augmentiert werden und er zeigte, wie dies mit guter Prognose erreicht werden kann. Bessere Erfolge habe zerkleinerter Knochen aus dem retromolaren Bereich im Vergleich zu Knochenblöcken, zumal aus dem Becken, da diese nach Anlagerung oft rasch „tot“ seien. Knochenblöcke dienten – ausgedünnt – dagegen bei größeren Restaurationen als gute Halterungen für das Augmentat. Geteilte Blöcke eigneten sich zudem gut zur Rekonstruktion bei fehlendem vertikalen Knochen: „Dünne Blöcke vaskularisieren deutlich besser als dicke!“ Hinsichtlich Augmentation oft etwas heikel ist der Sinusboden, wie Dr. Klaus-Ludwig Ackermann/Filderstadt anhand einiger Beispiele zeigte, manchmal komme man auch ohne Sinusbodenelevation und Augmentation aus, wenn ein kurzes Implantat gesetzt werden kann – eine 20 Jahre alte entsprechende Versorgung mit Verblockung zeigte eine anhaltend gute Haltbarkeit. Die Sinusbodenelevation mit ihrer vergleichsweise kurzen Geschichte zeige mit Erfolgsraten zwischen 85 und 98 % - bei allen verschiedenen Augmentationsmaterialien – eine umumstritten gute Bilanz. Er selber arbeite vor allem mit BioOss und verzeichne damit gute Erfolge. Für alle, die Misserfolge bei der Sinusbodenelevation fürchten, lieferte Dr. Ackermann einige praxisnahe 1.Hilfe-Tipps zum „Trouble Shooting“. Denn dass es auch bei den Vollprofis nicht immer glatt und problemlos zugeht, konnte das Plenum anschliessend bei einer Live-OP mit Prof. Dr. Bodo Hoffmeister/Berlin erleben: Gezeigt wurde ein Knochenaufbau bei deutlichem Knochendefizit im apikalen Bereich, der interdisziplinäres Vorgehen vermittelte und zeigte, wie man ein Blocktransplantat aus dem UK-Kieferwinkel als Anlagerung positioniert und mit Lappen – unter Entlastung der Schleimhaut - fixiert. Die Chirurgie lief wie geplant – nur die Übertragungstechnik wollte nicht immer wie sie sollte. So zeigte denn auch das Ende des Zahnärztetages, dass im Praxisalltag durchaus Probleme aufkommen können – es aber wichtig ist, dass der Behandler gut trainiert damit souverän umgehen kann.