21.09.2007

Am Dienstag, 25. September, ist bundesweit "Tag der Zahngesundheit" / Auch die Berliner werden immer älter – ihre Zähne müssen länger halten als früher

Gemeinsame Presseinformation Zahnärztekammer Berlin und Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen (LAG) vom 21. September 2007

Das Motto des diesjährigen „Tages der Zahngesundheit“, der 1991 eingeführt wurde *) und seitdem bundesweit mit tausenden von Aktionen begangen wird, zielt auf die demografische Entwicklung: „Gesund beginnt im Mund – auch unsere Zähne werden älter“.

Die Kernbotschaft 2007:
Wer auch in höherem Alter noch mit eigenen Zähnen kauen, lachen und sprechen möchte, muss sich frühzeitig um den Erhalt seiner Zähne kümmern – trotz der inzwischen hervorragenden Qualität von Zahnersatz bleibt das Leben mit den eigenen Zähnen immer die bessere Lösung.
Dabei ist vieles schon erreicht: Immer mehr Menschen haben auch in höherem Lebensalter eigene Zähne. Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer Berlin: „Das ist ein sehr erfreulicher Zugewinn an Lebensqualität. Wir müssen aber darauf aufmerksam machen, dass Zahngesundheit in höherem Lebensalter bereits im Kindesalter beginnt: Nur Zähne, die gut gepflegt werden, können langfristig erhalten werden.“

Appell der Berliner Zahnärztekammer und der LAG Berlin:
Bitte die wertvollen Milchzähne mehr beachten!
Problematische Haltung: „Die fallen doch sowieso irgendwann raus ...“
Gerade die Milchzähne spielen eine bedeutende Rolle: Der Umstand, dass diese ja irgendwann herausfallen, verführt dazu, sich um Milchzähne nicht intensiv genug zu kümmern. Wichtig ist zu wissen: Milchzähne sollten so lange wie irgend möglich gesund im Mund erhalten bleiben, wo sie als Platzhalter für die nachfolgenden bleibenden Zähne eine große Rolle spielen. Wirklich erst dann, wenn die bleibenden Zähne nachrücken und die Milchzähne verdrängen, haben die Milchzähne auch „ausgedient“. Gehen Milchzähne hingegen zu früh verloren, zum Beispiel durch Karies, kommt das biologische System der sich formenden, wachsenden Kiefer und den für einen bestimmten Platz vorgesehenen zweiten Zähnen aus der natürlichen Ordnung. Folge: Häufig müssen aus Platzgründen sogar ‚bleibende Zähne’ entfernt werden.
Dr. Schmiedel: „Wir rufen deshalb zum diesjährigen Tag der Zahngesundheit - gerade im Hinblick auf die längere Lebenserwartung der Bevölkerung - dazu auf, der lang anhaltenden Mundgesundheit den besten Start zu geben, das heißt: den Milchzähnen mehr Aufmerksamkeit und mehr Zuwendung zu schenken. Kinderzähne brauchen jemanden, der sich um sie kümmert, denn in der Regel können Kinder ihre Zähne bis zum Schulalter nicht ohne Anweisung und Überwachung sorgfältig putzen. Und: Jeder wegen Karies zu früh verlorene Milchzahn kann erhebliche Folgeschäden nach sich ziehen – hier hat das ‚sich Kümmern’ nicht funktioniert.“

Berliner Kinder lernen Zahnpflege schon im Kindergarten
Selbstverantwortung für die eigene Mundgesundheit: Das ist das, was die Berliner Kinder seit weit über 15 Jahren durch die Teams der Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen (LAG) vermittelt bekommen. Gemeinsam mit der LAG-Identifikationsfigur „Kroko“, einer Handpuppe, die für alle Kinder zum Kompetenzpartner Nummer 1 in Sachen Zahngesundheit geworden ist, sind die Teams der LAG in allen Berliner Kindergärten und Schulen unterwegs und bringen 330.000 Kindern und Jugendlichen alles bei, was sie für ihre Zahngesundheit wissen und können müssen.

„In der Gruppe lernt es sich leichter“, so der Geschäftsführer der LAG Berlin, Rainer Grahlen, „wir machen uns dieses pädagogische Phänomen, da wir auch in Kindergärten und Schulen arbeiten, im Sinne der Mundgesundheit zu nutze.“
Die von den Krankenkassen, der Zahnärztekammer und dem Land Berlin getragene Organisation hat mit alten Zöpfen der Gesundheitspädagogik aufgeräumt: Emotionales Lernen, Verstärkung vorhandener Kenntnisse und Fähigkeiten der Kinder, genannt „Empowerment“ sowie positive Besetzung des Themas Zahngesundheit sind die Methoden, mit denen die Teams der LAG Berlin die Themen Mundhygiene, Ernährung, Zahnarztbesuch und Fluoridierung den Kindern beibringen und sie auf „Mundgesundheit ein Leben lang“ vorbereiten.
„Auch die Schaffung von Chancengleichheit“, so Grahlen, „spielt für die LAG eine große Rolle. So engagieren wir uns schwerpunktmäßig in sozial besonders belasteten Berliner Gebieten.“

Beispiel: Zusammen mit der LAG und dem Zahnärztlichen Dienst Spandau hat kürzlich eine erste Grundschule in Berlin „Zähneputzen“ auf den täglichem Stundenplan fest integriert.

Vielfältige Unterstützung für die Berliner Bevölkerung / Tipps und Adressen
Es gibt viele Anlaufstellen, bei denen sich Berliner Eltern über die Mundgesundheit im Allgemeinen informieren können - aber auch speziell bei Kindern über den Zustand der Zähne und deren Entwicklung. Man kann zu seinem Familienzahnarzt gehen, bei drohendem vorzeitigen Zahnverlust von Milch- oder bleibenden Zähnen sind die Berliner Fachzahnärzte für Kieferorthopädie eine hilfreiche Adresse, und die kostenlose Patientenberatungsstelle der Berliner Zahnärzte steht für Fragen und Tipps gerne zur Verfügung (Anmeldung über Telefon: 89004-406).
Es gibt zahlreiche Zahnarztpraxen, welche sich speziell im Bereich Kinderzahnheilkunde fortgebildet haben und dieses als ihren Tätigkeitsschwerpunkt oder Behandlungsschwerpunkt ausweisen. Man findet sie im Internet unter www.zaek-berlin.de im Bereich Zahnarztsuche, ein Service in Zusammenarbeit mit gesundheit-berlin.de.

*) Infos: www.tag-der-zahngesundheit.de „Hintergrund“

ANHANG:

Anregungen für spezielle Aspekte - Zahlen - Soziale Situation - Tipps
Zahngesundheitsdaten in der Übersicht
Die aktuelle Deutsche Mundgesundheitsstudie zeigt, dass zwischen 1997 und 2005 die Anzahl der fehlenden Zähnen in der Altersgruppe der 35- bis 44-Järhigen von durchschnittlich 4,2 auf 2,7 zurückgegangen ist: Im Schnitt sind also heute anderthalb natürliche Zähne heute mehr erhalten als zuvor. Noch deutlicher wird der positive Trend bei den 65- bis 74-jährigen: 1997 lag die Anzahl der verlorenen Zähne bei 17,6, bei der Erhebung in 2005 waren es nur noch 14,2. Fast vier zusätzlich erhaltene eigene Zähne innerhalb der letzten 8 Jahre - das ist bemerkenswerter Erfolg! Die in der Mundgesundheitsstudie genannten Durchschnittsdaten dürften den tatsächlichen in Berlin recht gut entsprechen. Dr. Schmiedel: „Berlin ist hinsichtlich der Mundgesundheit zwar nicht Spitze in Deutschland, wir liegen im unteren Mittelfeld, aber vom guten Trend nach mehr eigenen Zähnen auch in höherem Alter profitieren auch die Berliner - und das sollte, schon in eigenen Interesse eines jeden Bürgers dieser Stadt, in jeder Altersklasse, auch so bleiben.“

Noch ist die Mundgesundheit der Berliner Kinder in höherem Alter sehr gut: Bei der Zahngesundheit der Zwölfjährigen nimmt Berlin einen erfreulichen Platz im vorderen Mittelfeld ein. 1997 waren hier noch durchschnittlich 2,6 Zähne kariös, gefüllt oder verloren - heute sind es nur noch 1,01 Zähne, das sind mehr als doppelt so viele gesunde Zähne im Verlauf von 8 Jahren. Leider ist diese erfreuliche Entwicklung gefährdet: Herausgestellt hat sich aber auch, dass in Berlin die Gesundheit der Milchzähne schlechter geworden ist: Die Mundgesundheit der 6- bis 7jährigen Berliner Steppkes ist mit dem „DMFT-Wert“ 2,74 heute etwas schlechter als im Jahr 2000 (2,33). Die englische Abkürzung „DMFT“ steht dabei für kariöse (decayed), fehlende (missing) oder gefüllte (filled) Zähne.

„Soziale Schieflage“
Ein Problem, das sich bundesweit zeigt, wird in Berlin besonders deutlich: Die „soziale Schieflage“. Während in den meisten Familien Kinder und Erwachsene durch eigene Mundpflege, regelmäßige Kontrollbesuche beim Zahnarzt und auch durch Beachtung von Zusammenhängen zwischen Ernährung und Karies ihren eigenen Anteil an der Gesunderhaltung von Zähnen und Mund leisten, gibt es in Berlin eine leider wachsende Gruppe von Mitmenschen, für welche die Mundgesundheit am hinteren Ende in der Skala der wichtigen Dinge im Leben steht. Da künstlicher Zahnersatz persönlichen Aufwand, aber auch finanzielle Belastungen bedeutet, sind die Folgen mangelhafter Mundhygiene ausgerechnet bei jenen am spürbarsten, für die schon die tägliche Mundpflege ein vielschichtiges Problem darstellt.

TIPPS für Eltern und andere, die sich um die Kinderzahngesundheit kümmern
Milchzähne sind unter anderem wichtig, weil sie
- das Knochenwachstum im Kiefer unterstützen
- die Stellung der bleibenden Zähne steuern
- bei der Sprachbildung helfen.
Den letzten Milchzahn verlieren Kinder zwischen 12 und 14 Jahren.

Milchzähne sollen so lange wie irgend möglich kariesfrei gehalten werden, damit sie gesund bleiben, das heißt: Kinder brauchen Eltern, die sich vom ersten Zahn an um regelmäßige Mundhygiene kümmern und auch bei ihren Kindern im Vorschulalter noch nachputzen. Dr. Schmiedel: „Kinder sollen in erster Linie selber putzen, dies aber mehr aus pädagogischer Sicht, denn vollständige Sauberkeit erreichen können unsere Kleinen nicht alleine.“ Spezielle Kinderzahnbürsten erleichtern die Mundpflege. Und Eltern, die selbst zweimal täglich mindestens ihre Zähne pflegen, sind das beste „gute Beispiel“ für unsere Kinder, denn Kinder „kopieren“ das Verhalten der Erwachsenen.

Milchzähne, die Kariesschäden haben, müssen umgehend behandelt werden. Denn Karies kann sich bis zum Zahnnerv vorarbeiten, durch den dann offenen Zahnkanal können schädliche Bakterien in das Gewebe rund um den Zahn gelangen und als eine von vielen möglichen Folgen den Zahnkeim auch der bleibenden Zähne schädigen. Eine beginnende Karies ist leicht zu behandeln, Eltern allerdings können diese Entwicklung nicht immer erkennen und sollten von daher mindestens zwei Kontrolluntersuchungen im Jahr zur Routine machen.

Wie häufig diese Kontrolle letztlich nötig ist, hängt auch vom „Karies-Risiko“ des Kindes ab und wird zusammen mit dem Zahnarzt individuell festgelegt.

Wenn bei Spiel oder Sport Zähne ausgeschlagen werden, in der Zahnreihe also eine ungeplante Lücke entsteht, sollte diese geschlossen werden, damit die Nachbarzähne nicht in die Lücke wandern und die bleibenden Zähne ihren naturgegebenen Weg gehen können, statt in unerwünschte Richtungen zu driften. Ein verlorener Zahn ist ein Verlust, der die Planung der Natur durcheinander bringt, und deshalb soll man nicht einfach warten bis die bleibenden kommen, sondern zusammen mit dem Zahnarzt und Kieferorthopäden einen kindgemäßen Lückenschluss besprechen.

Ernährung spielt eine große Rolle:
Viele Milchzähne werden noch immer „weggenuckelt“ durch den Verzehr von zucker-/säurehältigen Getränken, wie Limonaden oder Obstsäften in Nuckelflaschen.
Bei zuckerhaltiger Ernährung können Zahnschäden vermieden oder reduziert werden, wenn die Zähne anschließend geputzt werden.
Schokolade und Süßes ist nicht verboten - aber lieber „in einem Rutsch“ als über den ganzen Tag verteilt. Zum „Dauerlutschen“, wenn unvermeidlich (z.B. als Stressventil), eignen sich eher zahnfreundliche Süßwaren (Logo „Zahnmännchen mit dem Schirm“)

Telefon Aktion zahnfreundlich / Hedi von Bergh: 030 / 3012 7881
Stallstraße 1, 10585 Berlin, Deutschland
Tel: (030) 34 808 0 | Fax: (030) 34 808 200 | E-Mail: info@zaek-berlin.de