01.07.2008
Sehprobleme und ausreichende Brillen
Stichworte aus dem Vortrag:
* Alle Menschen haben früher oder später – etwa ab Mitte 40 – Probleme mit dem Nah-Sehen, genauer: mit dem Scharfsehen in der Nähe. Bei einer Entfernung von 30 cm sieht „man“ dann nicht mehr scharf. Korrekturbrillen sind also eher die Regel als die Ausnahme.
* Zahnärzte brauchen dann eine speziell angepasste „Nahsehbrille“, denn ihr Arbeitsbereich liegt nicht bei den „typischen 30 cm Abstand“, sondern „je nach Armlänge“ und Armhaltung beispielsweise bei 45 cm. Eine typische Nahsehbrille ist dann nicht exakt ausgerichtet, man „manövriert“ unnötigerweise den Kopf hin und her, um den viel zu kleinen Scharfbereich im Sichtfeld zu erwischen.
* Aus dem reichhaltigen Angebot der Optiker empfahl Dr. Kraffel für Zahnärzte eine einfache Glas-Einstärkenbrille: Bifokale Gläser seien teuer und eher nicht für den Einsatz am Stuhl gedacht, weil man hier mit 2 verschiedenen Entfernungszentren umgehen müsse und der Platz in der Mitte für den Zwischensichtbereich – den eigentlichen Arbeitsbereich - viel zu eng sei. Sogenannte Progressivbrillen, welche die Optiker favorisierten, seien sehr teuer und müssten öfter ausgetauscht werden, weil die perfekte Anpassung schwer zu erreichen sei. Schon bei leichtester Abweichung beim Einsetzen der Gläser sei das Scharfsehen in der Mitte nicht mehr möglich. Bei Gleitsichtbrillen habe der Nahbereich meist nicht die richtige „Entfernung“ und sei im Vergleich zum Weitbereich zu klein: „Da haben Sie dann manchmal gerade mal ein Feld von 1 x 1 mm, wo Sie scharf sehen können!“
* Hinsichtlich der beliebten Sonderausstattungen sei fast alles verzichtbar: „Für Ihre Arbeitsbrille ist das Käse!“ - Tönungen seien zu unterlassen, weil sich die Farbwahrnehmung verändere, eine Entspiegelung unnötig, weil die hauchdünne Metallschicht aufgrund häufigen Putzens bald abgerieben sei, und auch Kunststoff („Damit verkürzen Sie die Lebenszeit Ihrer Brille ganz deutlich“) sei nicht nötig: Einerseits sei Kunststoff zu kratzempfindlich, andererseits seien die neuen Kunststoffe so hart und spröde wie Glas und brächten demgegenüber keinen Vorteil. „Mit dem Optiker müssen Sie heute über Glas allerdings geradezu verhandeln...“
* Überschätzt werde oft der Aspekt des räumlichen Sehens. 10 % der Bevölkerung könnten nicht räumlich sehen und das auch nicht lernen, und 30 % hätten Einschränkungen, mit denen aber gut umgegangen werden könne: „Und wenn Sie bei der Behandlung über den Spiegel arbeiten, macht das sowieso keinen Unterschied.“ Hier seien spezielle Brillen eigentlich nicht weiter förderlich: „Wer beim Bohren doppelt sieht, macht besser einen Moment Pause und erholt die Augen – eine Spezialbrille hilft da auch nicht.“
Wer als Alternative zur Brille an eine Operation zur Verbesserung der Sehfähigkeit denkt müsse berücksichtigen, dass ein Verfahren wie das Lasik (Laser-OP) nur EINE optische Wirkung habe, also entweder eine Verbesserung im Nah- oder im Fernbereich. Ob ein solcher Eingriff für einen Zahnarzt beruflich relevant sei, sei eher zu bezweifeln.
Lupenfunktionen und Bakterien
Auf die vielen Fragen der Teilnehmer gab es auch einige Antworten, die althergebrachte Vorstellungen verwarfen: Lupenbrillen kann man durchaus den ganzen Tag über tragen, ohne dass die Augen dabei Schaden nehmen, sagte Dr. Kraffel beispielsweise: „Lesen unter der Bettdecke haben die Eltern ja auch eher aus pädagogischen Gründen verboten...“ Den Augen schade das alles nicht. Auch am Bildschirm gebe es an sich keine Augenschäden durchs Arbeiten: „Es geht hier eher um die Vermeidung von HWS-Syndromen durch anhaltend falsche Kopfhaltung aufgrund von Sehschärfenproblemen.“ Interessant war ein biologischer Aspekt, der Zahnärzte-relevant ist: „Es gibt Bakterien, die aus der Pulpa kommen und in den Tränengängen zu Entzündungen führen können. Solche Fälle sind seit dem verbreiteten Tragen von Schutzbrillen aber erfreulich selten geworden.“
Wichtig sei ihm allerdings auch das noch: Wer mit seiner Brille gut fahre und sich wohl damit fühle, der habe natürlich keinen Änderungsbedarf...
Die Zahnärztekammer Berlin, sagte Kammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel, werde „bestärkt durch diesen Vortrag weitere Veranstaltungen durchführen, welche die Qualität des täglichen Arbeitens in der Praxis verbessern helfen und darüber hinaus gleichzeitig Einsparmöglichkeiten aufzeigen.“
An der Brille kann man sparen
Fachpresseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 30. Juni 2008 ‚Dienstagsfortbildung’ der Zahnärztekammer Berlin zum Thema „Sehen“: Es gibt Einsparpotential in den Praxen, auf das man nicht auf den ersten Blick kommt...
Es gibt Einsparpotential in den Praxen, auf das man nicht auf den ersten Blick kommt, wie die 139. ‚Dienstagsfortbildung’ der Zahnärztekammer Berlin im Mai zum Thema „Bessere Qualität durch besseres Sehen“ zeigte. Dr. med. Uwe Kraffel, 1. Vorsitzender des Berufsverbandes der Augenärzte/Berlin, informierte das Auditorium zuerst einmal über die medizinischen Grundlagen des Sehens, kam dann sehr rasch (und durchaus amüsant vorgetragen) auf die relevanten Aspekte „Sehprobleme“ und „Sehhilfen“ und hatte hier einige sehr praxisnahe und auch kostendämpfende Tipps.Sehprobleme und ausreichende Brillen
Stichworte aus dem Vortrag:
* Alle Menschen haben früher oder später – etwa ab Mitte 40 – Probleme mit dem Nah-Sehen, genauer: mit dem Scharfsehen in der Nähe. Bei einer Entfernung von 30 cm sieht „man“ dann nicht mehr scharf. Korrekturbrillen sind also eher die Regel als die Ausnahme.
* Zahnärzte brauchen dann eine speziell angepasste „Nahsehbrille“, denn ihr Arbeitsbereich liegt nicht bei den „typischen 30 cm Abstand“, sondern „je nach Armlänge“ und Armhaltung beispielsweise bei 45 cm. Eine typische Nahsehbrille ist dann nicht exakt ausgerichtet, man „manövriert“ unnötigerweise den Kopf hin und her, um den viel zu kleinen Scharfbereich im Sichtfeld zu erwischen.
* Aus dem reichhaltigen Angebot der Optiker empfahl Dr. Kraffel für Zahnärzte eine einfache Glas-Einstärkenbrille: Bifokale Gläser seien teuer und eher nicht für den Einsatz am Stuhl gedacht, weil man hier mit 2 verschiedenen Entfernungszentren umgehen müsse und der Platz in der Mitte für den Zwischensichtbereich – den eigentlichen Arbeitsbereich - viel zu eng sei. Sogenannte Progressivbrillen, welche die Optiker favorisierten, seien sehr teuer und müssten öfter ausgetauscht werden, weil die perfekte Anpassung schwer zu erreichen sei. Schon bei leichtester Abweichung beim Einsetzen der Gläser sei das Scharfsehen in der Mitte nicht mehr möglich. Bei Gleitsichtbrillen habe der Nahbereich meist nicht die richtige „Entfernung“ und sei im Vergleich zum Weitbereich zu klein: „Da haben Sie dann manchmal gerade mal ein Feld von 1 x 1 mm, wo Sie scharf sehen können!“
* Hinsichtlich der beliebten Sonderausstattungen sei fast alles verzichtbar: „Für Ihre Arbeitsbrille ist das Käse!“ - Tönungen seien zu unterlassen, weil sich die Farbwahrnehmung verändere, eine Entspiegelung unnötig, weil die hauchdünne Metallschicht aufgrund häufigen Putzens bald abgerieben sei, und auch Kunststoff („Damit verkürzen Sie die Lebenszeit Ihrer Brille ganz deutlich“) sei nicht nötig: Einerseits sei Kunststoff zu kratzempfindlich, andererseits seien die neuen Kunststoffe so hart und spröde wie Glas und brächten demgegenüber keinen Vorteil. „Mit dem Optiker müssen Sie heute über Glas allerdings geradezu verhandeln...“
* Überschätzt werde oft der Aspekt des räumlichen Sehens. 10 % der Bevölkerung könnten nicht räumlich sehen und das auch nicht lernen, und 30 % hätten Einschränkungen, mit denen aber gut umgegangen werden könne: „Und wenn Sie bei der Behandlung über den Spiegel arbeiten, macht das sowieso keinen Unterschied.“ Hier seien spezielle Brillen eigentlich nicht weiter förderlich: „Wer beim Bohren doppelt sieht, macht besser einen Moment Pause und erholt die Augen – eine Spezialbrille hilft da auch nicht.“
Wer als Alternative zur Brille an eine Operation zur Verbesserung der Sehfähigkeit denkt müsse berücksichtigen, dass ein Verfahren wie das Lasik (Laser-OP) nur EINE optische Wirkung habe, also entweder eine Verbesserung im Nah- oder im Fernbereich. Ob ein solcher Eingriff für einen Zahnarzt beruflich relevant sei, sei eher zu bezweifeln.
Lupenfunktionen und Bakterien
Auf die vielen Fragen der Teilnehmer gab es auch einige Antworten, die althergebrachte Vorstellungen verwarfen: Lupenbrillen kann man durchaus den ganzen Tag über tragen, ohne dass die Augen dabei Schaden nehmen, sagte Dr. Kraffel beispielsweise: „Lesen unter der Bettdecke haben die Eltern ja auch eher aus pädagogischen Gründen verboten...“ Den Augen schade das alles nicht. Auch am Bildschirm gebe es an sich keine Augenschäden durchs Arbeiten: „Es geht hier eher um die Vermeidung von HWS-Syndromen durch anhaltend falsche Kopfhaltung aufgrund von Sehschärfenproblemen.“ Interessant war ein biologischer Aspekt, der Zahnärzte-relevant ist: „Es gibt Bakterien, die aus der Pulpa kommen und in den Tränengängen zu Entzündungen führen können. Solche Fälle sind seit dem verbreiteten Tragen von Schutzbrillen aber erfreulich selten geworden.“
Wichtig sei ihm allerdings auch das noch: Wer mit seiner Brille gut fahre und sich wohl damit fühle, der habe natürlich keinen Änderungsbedarf...
Die Zahnärztekammer Berlin, sagte Kammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel, werde „bestärkt durch diesen Vortrag weitere Veranstaltungen durchführen, welche die Qualität des täglichen Arbeitens in der Praxis verbessern helfen und darüber hinaus gleichzeitig Einsparmöglichkeiten aufzeigen.“