29.10.2005
Bei der Veranstaltung, an der fast 20 Organisationen mit ihren Projektsprechern teilnahmen, wurde deutlich, dass sich die Einsätze der Zahnärzte nicht nur über die sog. 3. Welt verteilen, sondern auch im eigenen Land vieles bewegt wird: „Auch in der nächsten Umgebung“, sagte Stefan Mühlenstädt (Neumünsteraner Förderverein für Kinder in Not) und fand dafür viel Unterstützung, „sehen wir genügend Aufgaben, wo wir z.B. mit Altgold-Spenden Gutes tun können.“ Altgoldsammlungen machen bei vielen humanitären Projekten einen mehr oder weniger großen Anteil an den notwendigen Spendengeldern aus. Dr. Klaus Winter (Hilfswerk Deutscher Zahnärzte): „ Manche denken, wir seien mit unserer großen und bekannten Altgoldsammelaktion eine Konkurrenz für kleinere Aktionen – so verstehen wir uns aber nicht. Im Gegenteil könnten wir sogar möglicherweise viel effizienter Mittel gewinnen, wenn wir zusammenarbeiten, z.B. in steuerlicher Hinsicht. Bei dieser Koordinierungskonferenz ist uns das bewusst geworden und wir denken über neue Lösungen nach: Vielleicht wäre es ja hilfreich, die etablierten Altgoldsammelumschläge mit dem gewünschten Zielprojekt zu bedrucken...“ Dies erspare manchen Hilfsorganisationen sicher die leidige Problematik mit Spendenbescheinigungen.
So bürokratisch die Struktur in Deutschland auch sonst sein mag: Größere Klagen über Behinderungen im Ausgangsland der Aktionen wurden nicht bekundet, wohl aber oft erhebliche Probleme im Zielland der Aktivitäten und bei weitem nicht nur in Ländern der Dritten Welt. Dabei arbeiteten manche Hilfsorganisationen auch mit Schmiergeldern, um die benötigten Güter in das jeweilige Land zu bringen, andere haben sich „keine Schmiergeldzahlungen“ zur unumstößlichen Maxime gemacht. Der Erfahrungsaustausch machte deutlich, dass viel voneinander gelernt werden kann – das Thema soll daher weiter diskutiert werden und auch von dieser Koordinierungskonferenz bei einem nächsten Treffen auf der Tagesordnung stehen. Als erfolgreich zeigten sich Kooperationen mit bereits in den Zielländern agierenden Organisationen, darunter auch kirchliche, zumal dann, wenn die Kontaktpartner im Land Einheimische sind. Problematisch ist nach Erfahrung vieler Projektleiter der Umgang mit Spendengeldern, da gerade in sozial schwachen Regionen die Begehrlichkeiten erheblich seien und es einer stringenten Kontrolle bedarf, damit die Mittel im vorgegebenen Sinn eingesetzt werden. Allerdings sei dies nicht nur ein Problem der Dritten Welt – auch in Deutschland sei leider zu beklagen und juristisch zu lösen gewesen, dass eine Projektleitung dem Reiz der hohen Summen erlegen sei und das an sich hocherfolgreiche Programm schwer gefährdet habe.
Überraschend war, wie viele Programme nicht nur direkte zahnärztliche Hilfe leisten, sondern ausgesprochen nachhaltige Wirkung installieren – auch die Hilfsprojekte sind offenbar präventionsorientiert: In der zweiten Phase nach der Versorgung der zahnmedizinischen Probleme wird vielerorts auch ein Konzept für Prophylaxe aufgebaut, in manchen Ländern beteiligen sich die Projekte sogar am Aufbau eines zahnmedizinischen Studienganges. Interessant für viele Zahnmedizin-Studenten hierzulande mag sein, dass nicht wenige dieser weltweit agierenden Hilfsmaßnahmen auch betreute Famulaturplätze anbieten.
Als Ergebnis der Konferenz wurde ein deutlicher „Kommunikationsschub“ verabredet, der nicht nur in Form einer „Pinwand“ im Internet allen Beteiligten die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, sondern auch zum Tausch überzählig erhaltener Materialspenden bieten soll, die andernorts fehlen, nicht zuletzt auch zu Tipps hinsichtlich tropentauglicher Behandlungstechnik. Die Bundeszahnärztekammer wird auf ihrer Website einen speziellen Bereich für die Hilfsprojekte einrichten und regelmäßig über die Arbeit informieren – was ihr erleichtert werden soll durch kurze Jahresberichte der jeweiligen Projekte über die geleistete Arbeit. Auch in den Zahnärztlichen Mitteilungen wird demnächst mehr darüber zu finden sein – Gabriele Prchala (zm-Redaktion) stellte ein Konzept und ein Rubrikenlogo vor, das nicht nur Präsentationen ermöglichen soll, sondern auch konkrete Anfragen nach notwendigen Materialien. Die Teilnehmer fanden regelmäßige Treffen sinnvoll, die möglicherweise alle zwei Jahre im Rahmen des Deutschen Zahnärztetages arrangiert werden könnten.
Es sei ihm sehr wichtig, betonte Dr. Bolstorff zum Schluss der Veranstaltung, dass die Projekte die Bundeszahnärztekammer als Angebot erlebten, nicht als eine Organisation, die irgendeinen Druck auf die Engagements ausüben wolle: „Hier soll sich keiner eingeschränkt fühlen. Aber wir dürfen auch nicht aus den Augen verlieren, dass unsere Bundesorganisation über manche Möglichkeiten und Kontakte verfügt, die Ihnen vor Ort hilfreich sein könnten.“
Hinweis:
Die Namen der zitierten Projekte sind in Kurzform wiedergegeben. Informationen und Kontakte über Dr. Christian Bolstorff, christian.bolstorff@t-online.de/ T: 030 / 84108850
BZÄK-Koordinierungskonferenz „Hilfsprojekte“: Beeindruckendes Ausmaß humanitären Einsatzes der deutschen Zahnärzte
Presseinformation des Berliner Hilfswerks Zahnmedizin vom 29. Oktober 2005
Bei der von Dr. Christian Bolstoff (Vorsitzender des Berliner Hilfswerks Zahnmedizin und Beauftragter der BZÄK für soziale Projekte) initiierten und geleiteten BZÄK-Koordinierungskonferenz „Hilfsprojekte“ im Rahmen des Deutschen Zahnärztetages am 26. Oktober 2005 in Berlin zeigte allein die Anzahl der Teilnehmer, wie groß das Ausmaß des humanitären Engagements des zahnärztlichen Berufsstandes in Deutschland ist. Das war für die Veranstalter und selbst für viele der Akteure überraschend. So wie es BZÄK-Vizepräsident Dr. Dietmar Oesterreich bei der Hauptversammlung der Bundeszahnärztekammer am 28. Oktober in Berlin formulierte, als er den Delegierten die Unterstützung dieser Koordinierungskonferenz ans Herz lag, empfand dies auch Dr. Bernd Jäger, Aktion Z (Mannheim), als er den Hilfsprojekte-Sprechern sein Projekt vorstellte: „Lassen sie mich das zuerst sagen: Das hier ist ungemein beeindruckend große Runde...“ Dabei waren in Berlin nur wenige Repräsentanten der ganz großen Organisationen und nicht einmal diese vollzählig zusammengekommen. Dr. Bolstorff: „Wir wissen, dass es noch hunderte kleinerer, persönlicher Projekte gibt, für die sich einzelne Zahnärzte, Zahnarztpraxen oder kleine lokale Vereinigungen engagieren.“ Es sei notwendig gewesen, dieses Engagement nicht nur überhaupt erst einmal in seinem gesamten Ausmaß zu erkennen und sich einen Überblick zu verschaffen, sondern auch, Synergieffekte und bedarfsorientierte Kooperationen zu initiieren und - auch mit Rückendeckung der BZÄK - die Arbeit mancher Organisation zu erleichtern.Bei der Veranstaltung, an der fast 20 Organisationen mit ihren Projektsprechern teilnahmen, wurde deutlich, dass sich die Einsätze der Zahnärzte nicht nur über die sog. 3. Welt verteilen, sondern auch im eigenen Land vieles bewegt wird: „Auch in der nächsten Umgebung“, sagte Stefan Mühlenstädt (Neumünsteraner Förderverein für Kinder in Not) und fand dafür viel Unterstützung, „sehen wir genügend Aufgaben, wo wir z.B. mit Altgold-Spenden Gutes tun können.“ Altgoldsammlungen machen bei vielen humanitären Projekten einen mehr oder weniger großen Anteil an den notwendigen Spendengeldern aus. Dr. Klaus Winter (Hilfswerk Deutscher Zahnärzte): „ Manche denken, wir seien mit unserer großen und bekannten Altgoldsammelaktion eine Konkurrenz für kleinere Aktionen – so verstehen wir uns aber nicht. Im Gegenteil könnten wir sogar möglicherweise viel effizienter Mittel gewinnen, wenn wir zusammenarbeiten, z.B. in steuerlicher Hinsicht. Bei dieser Koordinierungskonferenz ist uns das bewusst geworden und wir denken über neue Lösungen nach: Vielleicht wäre es ja hilfreich, die etablierten Altgoldsammelumschläge mit dem gewünschten Zielprojekt zu bedrucken...“ Dies erspare manchen Hilfsorganisationen sicher die leidige Problematik mit Spendenbescheinigungen.
So bürokratisch die Struktur in Deutschland auch sonst sein mag: Größere Klagen über Behinderungen im Ausgangsland der Aktionen wurden nicht bekundet, wohl aber oft erhebliche Probleme im Zielland der Aktivitäten und bei weitem nicht nur in Ländern der Dritten Welt. Dabei arbeiteten manche Hilfsorganisationen auch mit Schmiergeldern, um die benötigten Güter in das jeweilige Land zu bringen, andere haben sich „keine Schmiergeldzahlungen“ zur unumstößlichen Maxime gemacht. Der Erfahrungsaustausch machte deutlich, dass viel voneinander gelernt werden kann – das Thema soll daher weiter diskutiert werden und auch von dieser Koordinierungskonferenz bei einem nächsten Treffen auf der Tagesordnung stehen. Als erfolgreich zeigten sich Kooperationen mit bereits in den Zielländern agierenden Organisationen, darunter auch kirchliche, zumal dann, wenn die Kontaktpartner im Land Einheimische sind. Problematisch ist nach Erfahrung vieler Projektleiter der Umgang mit Spendengeldern, da gerade in sozial schwachen Regionen die Begehrlichkeiten erheblich seien und es einer stringenten Kontrolle bedarf, damit die Mittel im vorgegebenen Sinn eingesetzt werden. Allerdings sei dies nicht nur ein Problem der Dritten Welt – auch in Deutschland sei leider zu beklagen und juristisch zu lösen gewesen, dass eine Projektleitung dem Reiz der hohen Summen erlegen sei und das an sich hocherfolgreiche Programm schwer gefährdet habe.
Überraschend war, wie viele Programme nicht nur direkte zahnärztliche Hilfe leisten, sondern ausgesprochen nachhaltige Wirkung installieren – auch die Hilfsprojekte sind offenbar präventionsorientiert: In der zweiten Phase nach der Versorgung der zahnmedizinischen Probleme wird vielerorts auch ein Konzept für Prophylaxe aufgebaut, in manchen Ländern beteiligen sich die Projekte sogar am Aufbau eines zahnmedizinischen Studienganges. Interessant für viele Zahnmedizin-Studenten hierzulande mag sein, dass nicht wenige dieser weltweit agierenden Hilfsmaßnahmen auch betreute Famulaturplätze anbieten.
Als Ergebnis der Konferenz wurde ein deutlicher „Kommunikationsschub“ verabredet, der nicht nur in Form einer „Pinwand“ im Internet allen Beteiligten die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, sondern auch zum Tausch überzählig erhaltener Materialspenden bieten soll, die andernorts fehlen, nicht zuletzt auch zu Tipps hinsichtlich tropentauglicher Behandlungstechnik. Die Bundeszahnärztekammer wird auf ihrer Website einen speziellen Bereich für die Hilfsprojekte einrichten und regelmäßig über die Arbeit informieren – was ihr erleichtert werden soll durch kurze Jahresberichte der jeweiligen Projekte über die geleistete Arbeit. Auch in den Zahnärztlichen Mitteilungen wird demnächst mehr darüber zu finden sein – Gabriele Prchala (zm-Redaktion) stellte ein Konzept und ein Rubrikenlogo vor, das nicht nur Präsentationen ermöglichen soll, sondern auch konkrete Anfragen nach notwendigen Materialien. Die Teilnehmer fanden regelmäßige Treffen sinnvoll, die möglicherweise alle zwei Jahre im Rahmen des Deutschen Zahnärztetages arrangiert werden könnten.
Es sei ihm sehr wichtig, betonte Dr. Bolstorff zum Schluss der Veranstaltung, dass die Projekte die Bundeszahnärztekammer als Angebot erlebten, nicht als eine Organisation, die irgendeinen Druck auf die Engagements ausüben wolle: „Hier soll sich keiner eingeschränkt fühlen. Aber wir dürfen auch nicht aus den Augen verlieren, dass unsere Bundesorganisation über manche Möglichkeiten und Kontakte verfügt, die Ihnen vor Ort hilfreich sein könnten.“
Hinweis:
Die Namen der zitierten Projekte sind in Kurzform wiedergegeben. Informationen und Kontakte über Dr. Christian Bolstorff, christian.bolstorff@t-online.de/ T: 030 / 84108850