01.09.2005
Der braune Ungeist war aus Berlins Universitäten vertrieben, machte zunehmend Platz der roten Ideologie, die mit der akademischen Freiheit so gar nichts anzufangen wusste.
Unter schwierigsten Bedingungen wurde von Studierenden der Zahnmedizin eine Ausbildungsstätte gegründet. Studierende, Assistenten und Professoren verließen die Berliner Universität, um eine frei von staatlicher Bevormundung qualifizierte Ausbildung zum Zahnarzt zu ermöglichen.
Aus den schwierigsten Anfängen entwickelte sich durch persönliches Engagement jedes Einzelnen ein geordnetes, räumlich und sachlich gut ausgestattetes Haus, dessen Grundsteinlegung und Gründung wir zur Zeit gedenken. Mit Unterstützung von Berliner Politikern und der Amerikanischen Besatzungsmacht gelang es relativ schnell, der „Freien Universität“ in allen Fachdisziplinen Ansehen und Respekt zu verschaffen.
So entstand aufgrund des kalten Krieges im alten Westberlin die Freie Universität und im Ostteil namentlich die Humboldtuniversität.
Zahnmedizin aus Berlin hatte und hat einen guten Ruf. Die Ausbildung der Studenten ist gut und umfassend und befähigt sie, ordentliche und tüchtige Zahnärzte zu werden.
Aber es gilt, sich gerade in der jetzigen Zeit an die Anfänge der Freien Universität zu erinnern. Das zahnmedizinische Arbeiten in den Praxen, gleich welcher Organisationsform, wird erstickt in einer Verordnungs- und Regelungswut, die direkt Diagnose und Therapie beeinflussen.
Sicherlich braucht es Regeln für den Berufsstand. Es hat in der Vergangenheit gut funktioniert und die Zahnmedizin in Deutschland hat international einen hohen Stellenwert. Warum sonst hätten uns die Krankenkassen den Sicherstellungsauftrag übergeben, wenn sie nicht von unserer Qualität und Selbstverwaltung überzeugt gewesen wären. Seit Jahren - erst schleichend, aber dann frech und offen - werden die Akteure im zahnmedizinischen Gesundheitswesen entmündigt.
Nennen Sie mir einen Patienten, der einen heutigen HKP mit allen Anhängen nach guter Erklärung durch den Zahnarzt bzw. seine Verwaltungshelferin noch am nächsten Tag versteht. Nennen Sie mir eine Kollegin oder Kollegen, die alle dringenden Verwaltungsvorschriften kennt und anwenden kann, ohne ihre Therapie darauf auszurichten. Wer von uns kann aus dem Stand schlüssig die Quartalsabrechnung erklären bzw. mit EDV-Hilfe rechnerisch überprüfen? Wer von uns weiß, wie viel ehrlich verdientes Honorar aus den letzten Jahren im Dickicht der Verwaltung hängen geblieben ist? Kommt es Ihnen nicht komisch vor, wenn man Sie wie einen Erstklässler zum Punktesammeln animiert (3 Fleißkärtchen und ein Blümchen fürs Artigsein)? Wenn Sie fleißig sammeln, bekommen Sie großzügigerweise von der Krankenkasse in 5 Jahren genauso viel Honorar wie heute. Was bedeuten die Sätze aus dem Ministerium „Schluss mit der Ideologie der Freiberuflichkeit“ oder „... nur ärztliche Gemeinschaftseinrichtungen (Poliklinik?) haben eine Zukunftsberechtigung?“
Warum wohl wurde unsere KZV mit der Hauptamtlichkeit der Führungsspitze an die Leine gelegt? Wem nutzt das alles? Auf alle Fälle nicht dem Patienten und noch weniger dem Zahnarzt. Es nutzt den Betreibern der Überwachungsmaschinerie, den Anbietern von Punktekursen, Zwangsschulungen sowie neuen Geräten und Materialien (Amalgamhysterie für teure Kunststoffe).
Besinnen wir uns endlich auf unsere Tugenden. Wir bieten eine hervorragende Arbeit für unsere Patienten und erfüllen den Sicherstellungsauftrag in jeder Hinsicht. Dafür erwarten wir zeitnah ein angemessenes Honorar. Was die Kassen den Versicherten erstatten wollen oder können, kann nicht der Maßstab unseres Handelns sein. Es wird Zeit, Staat und Krankenkassen davon zu überzeugen, sich aus dem inneren Zirkel der Selbstverwaltung herauszuhalten. Den staatlichen Einfluss auf unser Leben und das unserer Mitbürger gilt es zurückzudrängen. Aufgeklärte Menschen brauchen keine staatlichen Lebensregeln und Verhaltensschemata; Planwirtschaft ist kontraproduktiv.
Nur ein von Bevormundung freier Zahnarzt kann gute, dem Patienten individuell dienliche Leistungen erbringen.
In diesem Sinne wurde damals die Freie Universität gegründet. Für diese Tugenden sollen sich unsere Körperschaften und Verbände stark machen.
Jürgen Gromball
Der Feiern gibt es viele zur Zeit
Leitartikel MBZ 9/05
Die Homepage der Freien Universität verzeichnet auf ihrer ersten Seite: „1945 – 1948 an der Universität unter den Linden (der Name Friedrich-Wilhelms-Universität war getilgt) wurde drei Studenten die Zulassung zum Studium aus politischen Gründen entzogen.“ Es kam zu Protestveranstaltungen im Westen der Stadt, welche maßgeblich auch von Zahnmedizinstudenten getragen wurden. Am 04.12.48 gründeten engagierte Studenten und Professoren die Freie Universität Berlin.Der braune Ungeist war aus Berlins Universitäten vertrieben, machte zunehmend Platz der roten Ideologie, die mit der akademischen Freiheit so gar nichts anzufangen wusste.
Unter schwierigsten Bedingungen wurde von Studierenden der Zahnmedizin eine Ausbildungsstätte gegründet. Studierende, Assistenten und Professoren verließen die Berliner Universität, um eine frei von staatlicher Bevormundung qualifizierte Ausbildung zum Zahnarzt zu ermöglichen.
Aus den schwierigsten Anfängen entwickelte sich durch persönliches Engagement jedes Einzelnen ein geordnetes, räumlich und sachlich gut ausgestattetes Haus, dessen Grundsteinlegung und Gründung wir zur Zeit gedenken. Mit Unterstützung von Berliner Politikern und der Amerikanischen Besatzungsmacht gelang es relativ schnell, der „Freien Universität“ in allen Fachdisziplinen Ansehen und Respekt zu verschaffen.
So entstand aufgrund des kalten Krieges im alten Westberlin die Freie Universität und im Ostteil namentlich die Humboldtuniversität.
Zahnmedizin aus Berlin hatte und hat einen guten Ruf. Die Ausbildung der Studenten ist gut und umfassend und befähigt sie, ordentliche und tüchtige Zahnärzte zu werden.
Aber es gilt, sich gerade in der jetzigen Zeit an die Anfänge der Freien Universität zu erinnern. Das zahnmedizinische Arbeiten in den Praxen, gleich welcher Organisationsform, wird erstickt in einer Verordnungs- und Regelungswut, die direkt Diagnose und Therapie beeinflussen.
Sicherlich braucht es Regeln für den Berufsstand. Es hat in der Vergangenheit gut funktioniert und die Zahnmedizin in Deutschland hat international einen hohen Stellenwert. Warum sonst hätten uns die Krankenkassen den Sicherstellungsauftrag übergeben, wenn sie nicht von unserer Qualität und Selbstverwaltung überzeugt gewesen wären. Seit Jahren - erst schleichend, aber dann frech und offen - werden die Akteure im zahnmedizinischen Gesundheitswesen entmündigt.
Nennen Sie mir einen Patienten, der einen heutigen HKP mit allen Anhängen nach guter Erklärung durch den Zahnarzt bzw. seine Verwaltungshelferin noch am nächsten Tag versteht. Nennen Sie mir eine Kollegin oder Kollegen, die alle dringenden Verwaltungsvorschriften kennt und anwenden kann, ohne ihre Therapie darauf auszurichten. Wer von uns kann aus dem Stand schlüssig die Quartalsabrechnung erklären bzw. mit EDV-Hilfe rechnerisch überprüfen? Wer von uns weiß, wie viel ehrlich verdientes Honorar aus den letzten Jahren im Dickicht der Verwaltung hängen geblieben ist? Kommt es Ihnen nicht komisch vor, wenn man Sie wie einen Erstklässler zum Punktesammeln animiert (3 Fleißkärtchen und ein Blümchen fürs Artigsein)? Wenn Sie fleißig sammeln, bekommen Sie großzügigerweise von der Krankenkasse in 5 Jahren genauso viel Honorar wie heute. Was bedeuten die Sätze aus dem Ministerium „Schluss mit der Ideologie der Freiberuflichkeit“ oder „... nur ärztliche Gemeinschaftseinrichtungen (Poliklinik?) haben eine Zukunftsberechtigung?“
Warum wohl wurde unsere KZV mit der Hauptamtlichkeit der Führungsspitze an die Leine gelegt? Wem nutzt das alles? Auf alle Fälle nicht dem Patienten und noch weniger dem Zahnarzt. Es nutzt den Betreibern der Überwachungsmaschinerie, den Anbietern von Punktekursen, Zwangsschulungen sowie neuen Geräten und Materialien (Amalgamhysterie für teure Kunststoffe).
Besinnen wir uns endlich auf unsere Tugenden. Wir bieten eine hervorragende Arbeit für unsere Patienten und erfüllen den Sicherstellungsauftrag in jeder Hinsicht. Dafür erwarten wir zeitnah ein angemessenes Honorar. Was die Kassen den Versicherten erstatten wollen oder können, kann nicht der Maßstab unseres Handelns sein. Es wird Zeit, Staat und Krankenkassen davon zu überzeugen, sich aus dem inneren Zirkel der Selbstverwaltung herauszuhalten. Den staatlichen Einfluss auf unser Leben und das unserer Mitbürger gilt es zurückzudrängen. Aufgeklärte Menschen brauchen keine staatlichen Lebensregeln und Verhaltensschemata; Planwirtschaft ist kontraproduktiv.
Nur ein von Bevormundung freier Zahnarzt kann gute, dem Patienten individuell dienliche Leistungen erbringen.
In diesem Sinne wurde damals die Freie Universität gegründet. Für diese Tugenden sollen sich unsere Körperschaften und Verbände stark machen.
Jürgen Gromball