Ewald-Harndt-Medaille 2006

Prof. Dr. Helmut Schmidt und Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer

Zahnarzt Tobias Bauer und Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer

12.01.2006

Ewald-Harndt-Medaille 2006: Zahnärztekammer Berlin ehrt Duraphat-Erfinder und Stimme der jungen Zahnärzte

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 12. Januar 2006

Mit der Wahl der herausragenden Persönlichkeiten, die sich um die Zahnheilkunde verdient gemacht haben und dafür mit der diesjährigen Ewald-Harndt-Medaille der Zahnärztekammer Berlin ausgezeichnet werden sollten, war der Vorstand der Zahnärztekammer sofort einverstanden: Mit Prof. Dr. Helmut Schmidt erhielt ein Wissenschaftler späte Anerkennung für die Entwicklung des Duraphats, ein Grundbaustein der Prophylaxe und des hohen Zahngesundheitsszustandes in Deutschland, und mit Tobias Bauer ein Zahnarzt, der sich seit Studienzeiten, inzwischen auch in weltweit aktiven Organisationen, um junge Zahnärzte kümmert, nicht zuletzt mit seiner Zeitschrift „dent-journal“. Überreicht wurden die Medaillen aus Porzellan der KPM (Königliche Porzellan Manufaktur) und das kleine Journal über den Berliner Namensgeber der Medaille, Prof. Dr. Ewald Harndt *), im Rahmen der Eröffnung des 20. Berliner Zahnärztetages am 10. Februar im ICC.

Duraphat weltweit bekannt – sein Entwickler nur wenigen
Laudator Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer Berlin, ließ bei seinen Erläuterungen über die Gründe der Zahnärztekammer für die Verleihung der Ehren-Medaille an Professor Schmidt keinen Zweifel daran, dass die Leistungen des 1929 im Sudetenland geborenen Wissenschaftlers bei der deutschen Zahnärzteschaft und den Unternehmen zu Unrecht ein Schattendsein führen. Noch heute – das zeigten Recherchen im Vorfeld der Verleihung – vermuten viele Studenten in Deutschland den Ursprung des weltweit erfolgreichen Produktes in den USA. Mit seinen Experimenten zur Entwicklung eines an den Zähnen haftenden, dadurch Tiefenwirkung erzielenden Fluoridlackes hatte Professor Schmidt bereits 1960, an seiner Hochschule in Marburg begonnen.

Dr. Schmiedel: „Nach über 10-jähriger Forschungsarbeit erzielte er schließlich im Jahre 1970 den Durchbruch mit einem hydrophilen Fluoridlack, der durch seine Lösung in Alkohol die Feuchtigkeit auf den Zähnen aufnahm und damit eine bessere und längere Haftungszeit als bisher erreichbar ermöglichte. Anfang der 70er Jahre kam dieses Produkt unter dem Namen „Duraphat“ auf den Markt.“ Der Erfolg ließ auf sich warten – die Kritiker auch aus dem eigenen Fach nicht. Professor Schmidt erinnert sich an das Statement eines damaligen hessischen Kammerpräsidenten: „Ein Zahnarzt ist für die Therapie da, nicht für die Prophylaxe“. Wegen teilweise heftiger öffentlicher Aversionen gegen „Fluor“ wurde Duraphat nur zögerlich eingesetzt, anfangs für die Behandlung überempfindlicher Zahnhälse und nicht, wie vorgesehen, aus Prophylaxegründen. Dr. Schmiedel: „Prophylaktische Aspekte hatten damals noch keinen hohen Stellenwert. Gott sei Dank, lieber Professor Schmidt, hat sich auch wegen Ihrer Beharrlichkeit die diesbezügliche Denkweise in Deutschland mittlerweile grundlegend gewandelt!“ Parallel zu seinen Forschungsarbeiten initiierte Professor Schmidt im Jahre 1981 das so genannte „Marburger Prophylaxemodell“, Vorbild für die Landesarbeitsgemeinschaften in Deutschland. „Vermutlich wissen Sie, liebe Gäste hier im Saal, nicht“, meinte Dr. Schmiedel, „dass der gestern wie heute so aktuelle Tipp ‚Mineralwasser statt Saft’ aus der Feder von Professor Schmidt stammt.“

Professor Schmidt sei nie ein Wissenschaftler gewesen, der sich ständig ins Rampenlicht gedrängt habe – vermutlich einer der Gründe, warum nur wenige Duraphat mit seinem Namen in Verbindung brächten. Auch wirtschaftlich habe er von seiner Erfindung nicht profitiert. Die Ehrung nahm der Wissenschaftler sichtlich gerührt entgegen und bedankte sich: „Ich bin froh, dass inzwischen die Zahnärzte auf dem richtigen Weg sind und die Prophylaxe die ihr angemessene Bedeutung erhalten hat und dass unser Bemühen auch in den Praxen angekommen ist.“

Berufspolitisches Engagement für junge Zahnärzte in freiem Beruf

Die zweite Ewald-Harndt-Medaille wurde als Anerkennung für sein Engagement an Tobias Bauer überreicht. Der 1959 in Sindelfingen Geborene hat Humanmedizin und Kommunikationswissenschaften in Ulm, Berlin und Aachen und Zahnheilkunde in Heidelberg studiert, niedergelassen ist er in eigener Praxis in Singen / Hohentwiel im Kreis Konstanz.

Dr. Schmiedel berichtete über die frühzeitige und politische „Nebentätigkeit“ des Studenten, späteren Assistenten und letztlich des Praxisinhabers Bauer. Es war Mitbegründer und schließlich 1. Vorsitzender des Bundesverbandes der Studierenden der Zahnheilkunde, studentischer Vertreter im Fakultätsrat Klinik II, im Verwaltungsrat und auch im Kleinen Senat der Universität Heidelberg und Delegierter für die „European Dental Students Association (EDSA)“. 1991 gründete er die bundesweite Unizeitung „Dentjournal“, die mittlerweile eine Auflage von 3000 Exemplaren hat, war 1993 Mitbegründer des Kuratoriums junger Zahnärzte e.V., Mitbegründer der „European Young Practitioners in Dentistry (EYPD)“, arbeitete er intensiv bei den „Young Dentists Worldwide“ mit, seit 2001 als 1. Vorsitzender, seit 2003 ist Tobias Bauer Consultant für die „Young Dentists“ im „Education Committee“ der „FDI“, der „World Dental Federation“.

Bauer habe ich, so Dr. Schmiedel in seiner Laudatio „in herausragender und uneigennütziger Weise bereits seit seinem Studium für junge Kolleginnen und Kollegen engagiert“, engagiere sich nach wie vor und nehme sich ihrer Sorgen und Probleme an. Auch berufspolitisch stehe Bauer für eine klare Position – er zitierte ihn mit den Worten „Ein freier akademischer Beruf ist eigentlich zu schade, um in der Tretmühle zwischen Politik und Bürokratie kaputt reglementiert zu werden!“ Dieser Satz, so Dr. Schmiedel finde gerade in diesen Tagen wieder seine Bestätigung. Bauer habe es nicht bei der Analyse belassen, sondern sich aktiv dafür eingesetzt. Der Geehrte pflege weltweit Kontakte zu internationalen zahnärztlichen Organisationen und zu Hilfsorganisationen und habe nicht zuletzt ein internationales Netzwerk für ein weltweit aktives Hospitationsprogramm aufgebaut. Dr. Schmiedel: „Tobias Bauer ist Ansprechpartner für junge Zahnärztinnen und Zahnärzte, die aus den jedermann bekannten Gründen bereits im Ausland arbeiten oder sich mit dem Gedanken tragen, dies zu tun.

Zurzeit verlassen täglich ca. 30 gut ausgebildete Mediziner unser Land, um ihren Beruf in Freiheit und mit Freude im Ausland ausüben zu können. Wenn es schon nicht gelingt, diese jungen Leute zum Bleiben zu bewegen, und offen gestanden fallen mir dazu wenig Argumente ein, dann ist es gut, wenn ein Kollege vor Ort sich dieser Kollegenschaft annimmt und auf Grund seiner exzellenten weltweiten Kontakte zumindest Perspektiven aufzeigen kann. Nach meinem Kenntnisstand ist Tobias Bauer oft der Einzige, der hierbei mit Tipps und Hilfestellung zur Seite steht.“ Seit fast 20 Jahren begleite der Kollege den zahnärztlich-akademischen Nachwuchs, um der Sache Willen und nicht, um sich selbst ein Denkmal zu setzen: „Dafür schulden vor allem die jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte und unser gesamter Berufsstand in Deutschland Ihnen großen Dank und Respekt!“

Im Publikum gab es spontanen Applaus und viel Anerkennung für die Wahl der Zahnärztekammer, sowohl Prof. Schmidt als auch Tobias Bauer durch die Auszeichnung für ihre Leistungen im Bewusstsein des Berufsstandes gebührend zu verankern: „Da hat es wirklich die richtigen getroffen“ – so zahlreiche Gratulanten.

*) ehemaliger Leiter der Poliklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und langjähriger Rektor der Freien Universität Berlin

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