Eine spannende Schnittstelle von Zahnmedizin und Medizin – Neuralgien – präsentierten PD Dr. med. Andreas Jödicke/Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln (links) und Dr. med. dent. Alexander Moegelin, Fachzahnarzt für Oralchirurgie/Berlin (rechts) in der MED DENT-Reihe der Zahnärztekammer Berlin unter Leitung von Kammervorstandsmitglied Dr. Helmut Kesler (Mitte).

15.07.2014

MED DENT-Reihe der Zahnärztekammer Berlin: Neuralgien aus zahn/ärztlicher Sicht

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 14. Juli 2014

Der Schmerz stand im Blickpunkt: Am 28. Mai 2014 hatte die Zahnärztekammer (ZÄK) Berlin in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin zu einem weiteren MED DENT-Abend eingeladen. Die Veranstaltung, die auf eine Initiative von Kammervorstandsmitglied Dr. Helmut Kesler zurückgeht und von ihm auch geleitet wird, präsentiert Schnittstellen von Zahnmedizin und Medizin und fördert das transdisziplinäre Wissen und fachliche Verständnis.
Ort der Veranstaltung war erstmals die KV, was den Anteil der Ärzte an der gut besuchten Fortbildungsreihe deutlich erhöht hat. Der Abend wird sich für beide medizinischen Bereiche gelohnt haben, denn die beiden Referenten hatten jeweils aus ihrem Fachbereich viele Fakten mitgebracht und Anregungen geliefert, woran Zahnärzte resp. Ärzte auch denken sollten, wenn sie einen Patienten mit Schmerzen im Kopfbereich vor sich haben. Hierfür können, wie der MED DENT-Abend zeigte, sehr viele verschiedene Ursachen in Frage kommen – diese im Hinterkopf zu haben, kann die Diagnostik und entsprechend ausgerichtete Therapie deutlich erleichtern. Welche Schmerzen eine Verbindung zum oralen System haben, zeigte Dr. med. dent. Alexander Moegelin, Fachzahnarzt für Oralchirurgie, mit seinem Schwerpunkt auf Anatomie. Er zog den Bogen vom Zahnschmerz (Dentalgie) über den Kieferschmerz und die verschiedenen Formen des Kopfschmerzen bis hin zu Schmerzen im Rachenraum. Auch Ohrenschmerzen können mit Zahnproblemen zusammenhängen: Eine dentitio difficile (z.B. Weisheitszähne), aber auch Kiefergelenksprobleme und Discusluxationen können eine Otalgie (Ohrenschmerzen) auslösen oder begleiten. Dr. Moegelin: „Das wundert auch nicht: Die Hinterwand des Kiefergelenks ist die Vorderwand des Gehörgangs.“
 
Neuralgien und Mikrochirurgie
Dr. Moegelin sensibilisierte in seinem Beitrag für Zusammenhänge „was alles sein und vorkommen kann“, wie er sagte, und legte damit die Basis für den darauf aufbauenden Vortrag von PD Dr. med. Andreas Jödicke/Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln, der sich den Punkt Neuralgien genauer vornahm und von Neuropathien abgrenzte. Der Direktor der Klinik für Neurochirurgie zeigte Ursachen und Folgen von Neuralgien auf und blätterte durch die aktuellen Empfehlungen zur Therapie. Am Beispiel der idiopathischen Trigeminusneuralgie machte er nachdrücklich deutlich, wie wichtig eine aufmerksame und ausführliche Diagnose ist: Die Symptome könnten auch auf eine Multiple Sklerose oder einen Tumor hinweisen. Die Diagnose entscheide, ob eine symptomatische Therapie, eine kausale oder eine destruktive Behandlung angegangen werden müsse. Medikamentöser Klassiker zur Schmerzausschaltung, auf den die meisten betroffenen Patienten gut ansprächen, sei Carbamazepin. Dennoch seien medikamentöse Verfahren aus verschiedenen Gründen, nicht zuletzt aufgrund von Nebenwirkungen, bei vielen Patienten nicht beliebt. Als kausales Vorgehen zeige im Vergleich zur Medikation die vaskuläre mikrochirurgische Dekompression sehr gute Erfolge. Was sie anstrebt, zeigte er in Form eindrucksvoller OP-Videos, die auch nachvollziehbar machten, warum Neuralgien zu den stärksten Schmerzen überhaupt gehören: Sie sind zurückzuführen auf einen direkten Kontakt von Arterie/Vene und einem Nervenstrang. Ziel des Eingriffs ist daher, diesen Kontakt zu unterbinden. Zwischen die Gefäße, die voneinander getrennt werden, wird seitens der Neurochirurgen ein „Polster“ aus Teflon-Fasern implantiert und „verklebt“. Die Unterbindung des direkten Gefäß-Konfliktes führt, so PD Dr. Jödicke, in rund 80 % der Fälle zu sofortiger Schmerzfreiheit. Rezidive kämen selten vor und seien ein Signal dafür, dass man einen weiteren Nerv-Gefäß-Kontakt übersehen und nicht „abgepolstert“ habe. Gefäßkontakte seien bei Neuralgien eine sehr häufige Ursache und sollten bei der ausführlichen Diagnose in der ärztlichen und in der zahnärztlichen Praxis mit bedacht werden.
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