01.07.2006

Punkte, Regeln, Gesetze, Vorschriften, Verordnungen

Leitartikel MBZ 07/06

Betritt man morgens frohen Mutes seine Praxis, wird freundlich von seinen Mitarbeitern begrüßt und erreicht dann den ewig unaufgeräumten Schreibtisch im Chefbüro, ist die Stimmung schon ein wenig gedämpft.
Halte ich eigentlich alle Regeln, Vorschriften, Gesetze ein? Wo liegen die letzten Rundschreiben? Ist mir auch der aktuellste Kommentar zur GOZ geläufig? Warum wollen mir schon wieder sechs neue, buntbebilderte „Fachzeitschriften“ Neues verkaufen? Und wie sieht der neueste Hygieneplan aus? Hat mir der BuS-Dienst doch gute Tipps gegeben oder wann muss ich das Personal gegen Unterschrift neu belehren?

Endlich bei der Behandlung, beschleicht mich das Gefühl leicht aufkommender Unsicherheit. Habe ich richtig formvollendet aufgeklärt und ist die Behandlung auch regelkonform?
Mit meinem medizinischen Tun habe ich keine Probleme. Wer respektiert eigentlich 5 Jahre Universitätsausbildung, 2 Jahre Assistentenzeit, freiwillige Hospitation und ohne Druck der Gesetze durchgeführte Fortbildung?

Punkte, Regeln, Gesetze, Vorschriften, Verordnungen.
Wer kann von sich behaupten, über alles das exakt Bescheid zu wissen? Hier ist Ihre Kammer gefragt und Sie können sich sicher sein, wir werden in Zukunft, so wie schon jetzt, die Dinge für Sie gangbar machen und Sie nach Möglichkeit von übermäßiger Bürokratie entlasten.

Während sich die Ärzteschaft fachübergreifend zu einem gemeinsamen Verband zusammenschließen wird, sind die Zahnärzte dabei, sich in Splittergruppen aufzuteilen. Wir verlieren dadurch unsere gebündelte Kraft, zu Gunsten von Partikularinteressen.

Reformen sind dringend notwendig, noch mehr eine massive Entbürokratisierung. Alleine das Wort ‚Vertragsarztrechtsänderungsgesetz’ zeigt, dass die Bürokratie zunehmen wird. Der einzelne Zahnarzt, ein Freiberufler im klassischen Sinne, wird an die Wand gedrückt. Der Patient ist der Leidtragende. Planwirtschaft im Gesundheitswesen kennen wir leidvoll aus den untergegangenen sozialistischen Systemen. Es ist gut, die Berufsordnung zu liberalisieren und damit die Kreativität des Einzelnen nicht zu behindern. Hier muss und wird die Kammer Schützenhilfe geben.

Wagen wir zum Schluss den Blick in die USA, so werden wir überrascht erkennen, dass neben aller Spezialisierung der ‚family dentist’ zum Erhalt der Zahngesundheit ganz obenan steht. Bei uns in Deutschland sind 75% der Bevölkerung mit ihrem Zahnarzt hochzufrieden. Der Familienzahnarzt genießt auch hier ein hohes Ansehen, fachlich und menschlich. Wir dürfen diese gewachsenen Strukturen nicht aufgeben. Reformieren ja, zerschlagen nein.

Jürgen Gromball
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