10.05.2005
Viele verschiedene Untersuchungen liefern im Prinzip identische Aussagen, nach denen rund jeder fünfte Patient mit einer psychischen Störung im Leben zurechtkommen muss, wobei davon ausgegangen wird, dass diese Zahl eher steigen als sinken wird. Grund sind nicht zuletzt die belastenden Entwicklungen in der Gesellschaft, im beruflichen, aber auch im familiären Raum, die zu vielerlei Formen von Ängsten bei einem großen Anteil der Bevölkerung führen.
Die Zahnärztekammer Berlin hat daher im vergangenen Herbst den Kontakt mit der Psychotherapeutenkammer der Stadt aufgenommen und mittlerweile nicht nur eine beeindruckend besuchte Patientenveranstaltung gemeinsam gestaltet, sondern auch in Gesprächsrunden weitere Schritte zur Optimierung der Behandlung von Patienten mit psychosomatisch bedingten oder begleiteten zahnmedizinischen Problemen geleistet. In einer Arbeitsgruppe mit erfahrenen Experten aus beiden Berufsbereichen wurde frühzeitig eine gemeinsame Fortbildungsveranstaltung geplant, die in dieser Phase sowohl den Zahnärzten als auch den Psychotherapeuten das Erkennen solcher Störungen erleichtern soll. Die erste dieser gemeinsamen Fortbildungsveranstaltungen findet nun am 7. Juni 2005 um 20.00 Uhr im großen Hörsaal in der Zahnklinik Süd in der Aßmannshauser Straße statt.
Patienten erkennen – und die Grenzen des eigenen Fachs
Wie ernst die beiden Kammern diese gemeinsame Aufgaben nehmen, ist auch an der Besetzung der Referenten zu erkennen: Mit Michael Nahler, Dipl.-Psychologe und Leiter des Instituts für Psychologische Schmerztherapie Berlin steht ein auch für diesen Bereich erfahrener Psychologe zur Verfügung, der bereits bei der Patientenveranstaltung viel Anklang gefunden hat. In seinem Vortrag wird es um Unterstützung präventiver Maßnahmen gehen, den status quo des Patienten, um behandlungsvorbereitende Maßnahmen, Stressmanagement, Zahnarzt-Patienten-Interaktion und nicht zuletzt um den Umgang mit dem schwierigen Patienten. Für die zahnärztliche Seite wird Kammerpräsident Dr. Schmiedel nicht nur eine Übersicht über die Geschichte der Psychosomatik in der Zahnheilkunde vermitteln, sondern verschiedene typische Bilder dieser Gesundheitsbelastung aufzeigen und dazu aufrufen, mit allen Sinnen, nicht zuletzt mit dem Gehör, diese Patienten herauszufiltern und ihnen weitere Schritte zur Hilfe zu ermöglichen.
Ein Schwerpunkt wird dabei der Aspekt sein, wie man Grenzfälle erkennt: „Wenn wir über ein bisschen geschultes fachliches Handwerkszeug und eigene Aufgeschlossenheit verfügen, können wir auch als Zahnärzte vielen Patienten bereits Lösungen anbieten“, so Dr. Schmiedel, „aber es wird immer wieder Momente geben wo wir merken: Das geht über unsere Grenzen. In diesen Fällen brauchen wir Unterstützung von anderer Seite. Und diese haben wir gefunden: Mit großer Freude beobachte ich, dass sich die Psychotherapeutenkammer mit uns gemeinsam engagiert, hier ein Netzwerk aufzubauen, das den Patienten zur Verfügung steht, aber auch denjenigen Kollegen, die an den Grenzen der Möglichkeiten unseres Fachgebietes angekommen sind.“ Unterstützt werden bei der Fortbildungsveranstaltung am 7. Juni die Referenten durch ein Expertenpodium, das auch für Fragen der Teilnehmer aus dem Kreis der Zahnärzte und der Psychotherapeuten zur Verfügung steht.
Gesucht: ein überzeugender Name
Den Teilnehmern des Abends wird außerdem eine vermutlich nicht leichte Aufgabe zuteil: Sie werden dazu aufgerufen, für die am 4. Juli 2005 startende gemeinsame Psychosomatische Patientenberatung einen überzeugenden Namen zu finden, der einerseits keine Hürden aufbaut bei den Patienten, andererseits aber auch die Kompetenz der durch je einen geschulten Zahnarzt und einen Psychotherapeuten besetzten Patientenberatung vermittelt. Diese Beratung wird nicht frei zugänglich sein, sondern über behandelnde Zahnärzte und Psychotherapeuten empfohlen werden, wenn diese an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen und zusätzliche Kompetenz einfordern.
Die beiden Partner im Bereich Psychosomatik, die Zahnärztekammer und die Psychotherapeutenkammer, sind sich bewusst, dass dies alles erste Schritte sind und viele weitere folgen müssen. Einige davon sind bereits angedacht oder in der Realisierungsphase, z.B. eine begleitende Patienteninformation und eine künftige gemeinsame Fortbildung, eventuell in Form eines Curriculums - andere müssen noch gelöst werden, unter anderem die Frage der Finanzierung. Nach der bevorstehenden ersten Fortbildung sollen kleinere fachliche Arbeitsgruppen gebildet werden, die z.B. in Form von Qualitätszirkeln Maßnahmen vorbereiten, die einerseits die Kompetenz der Behandler stärken, aber auch zu einer weiteren Etablierung dieser neuen Behandlungskooperation führen sollen, wenn diese nötig erscheint.
Veranstaltungs-Termin:
Erste gemeinsame Fortbildung im Rahmen der „Dienstagsfortbildung“ unter dem Titel: „Psychosomatik in der Zahnheilkunde: Patienten erkennen – und wie weiter?“ 20.00 Uhr / Charité – Campus Benjamin Franklin, Zahnklinik Aßmannshauser Straße
Seele & Zähne-Projekt der Zahnärztekammer Berlin: Erste gemeinsame Fortbildung von Psychotherapeuten und Zahnärzten am 7. Juni in der Zahnklinik
Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 10. Mai 2005
Der Bedarf ist evident: „Man muss sich nur umschauen und umhören in der Gesellschaft, in der eigenen Praxis, in den Medien“, sagt Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer Berlin, „dann wird einem deutlich, wie erschreckend groß die Anzahl von Menschen mit psychischen Auffälligkeiten derzeit bereits ist. Und wir wissen nur zu gut, wie wenig wir in der Zahnheilkunde dafür gerüstet sind, diese wachsende Patientengruppe fachübergreifend angemessen zu betreuen.“Viele verschiedene Untersuchungen liefern im Prinzip identische Aussagen, nach denen rund jeder fünfte Patient mit einer psychischen Störung im Leben zurechtkommen muss, wobei davon ausgegangen wird, dass diese Zahl eher steigen als sinken wird. Grund sind nicht zuletzt die belastenden Entwicklungen in der Gesellschaft, im beruflichen, aber auch im familiären Raum, die zu vielerlei Formen von Ängsten bei einem großen Anteil der Bevölkerung führen.
Die Zahnärztekammer Berlin hat daher im vergangenen Herbst den Kontakt mit der Psychotherapeutenkammer der Stadt aufgenommen und mittlerweile nicht nur eine beeindruckend besuchte Patientenveranstaltung gemeinsam gestaltet, sondern auch in Gesprächsrunden weitere Schritte zur Optimierung der Behandlung von Patienten mit psychosomatisch bedingten oder begleiteten zahnmedizinischen Problemen geleistet. In einer Arbeitsgruppe mit erfahrenen Experten aus beiden Berufsbereichen wurde frühzeitig eine gemeinsame Fortbildungsveranstaltung geplant, die in dieser Phase sowohl den Zahnärzten als auch den Psychotherapeuten das Erkennen solcher Störungen erleichtern soll. Die erste dieser gemeinsamen Fortbildungsveranstaltungen findet nun am 7. Juni 2005 um 20.00 Uhr im großen Hörsaal in der Zahnklinik Süd in der Aßmannshauser Straße statt.
Patienten erkennen – und die Grenzen des eigenen Fachs
Wie ernst die beiden Kammern diese gemeinsame Aufgaben nehmen, ist auch an der Besetzung der Referenten zu erkennen: Mit Michael Nahler, Dipl.-Psychologe und Leiter des Instituts für Psychologische Schmerztherapie Berlin steht ein auch für diesen Bereich erfahrener Psychologe zur Verfügung, der bereits bei der Patientenveranstaltung viel Anklang gefunden hat. In seinem Vortrag wird es um Unterstützung präventiver Maßnahmen gehen, den status quo des Patienten, um behandlungsvorbereitende Maßnahmen, Stressmanagement, Zahnarzt-Patienten-Interaktion und nicht zuletzt um den Umgang mit dem schwierigen Patienten. Für die zahnärztliche Seite wird Kammerpräsident Dr. Schmiedel nicht nur eine Übersicht über die Geschichte der Psychosomatik in der Zahnheilkunde vermitteln, sondern verschiedene typische Bilder dieser Gesundheitsbelastung aufzeigen und dazu aufrufen, mit allen Sinnen, nicht zuletzt mit dem Gehör, diese Patienten herauszufiltern und ihnen weitere Schritte zur Hilfe zu ermöglichen.
Ein Schwerpunkt wird dabei der Aspekt sein, wie man Grenzfälle erkennt: „Wenn wir über ein bisschen geschultes fachliches Handwerkszeug und eigene Aufgeschlossenheit verfügen, können wir auch als Zahnärzte vielen Patienten bereits Lösungen anbieten“, so Dr. Schmiedel, „aber es wird immer wieder Momente geben wo wir merken: Das geht über unsere Grenzen. In diesen Fällen brauchen wir Unterstützung von anderer Seite. Und diese haben wir gefunden: Mit großer Freude beobachte ich, dass sich die Psychotherapeutenkammer mit uns gemeinsam engagiert, hier ein Netzwerk aufzubauen, das den Patienten zur Verfügung steht, aber auch denjenigen Kollegen, die an den Grenzen der Möglichkeiten unseres Fachgebietes angekommen sind.“ Unterstützt werden bei der Fortbildungsveranstaltung am 7. Juni die Referenten durch ein Expertenpodium, das auch für Fragen der Teilnehmer aus dem Kreis der Zahnärzte und der Psychotherapeuten zur Verfügung steht.
Gesucht: ein überzeugender Name
Den Teilnehmern des Abends wird außerdem eine vermutlich nicht leichte Aufgabe zuteil: Sie werden dazu aufgerufen, für die am 4. Juli 2005 startende gemeinsame Psychosomatische Patientenberatung einen überzeugenden Namen zu finden, der einerseits keine Hürden aufbaut bei den Patienten, andererseits aber auch die Kompetenz der durch je einen geschulten Zahnarzt und einen Psychotherapeuten besetzten Patientenberatung vermittelt. Diese Beratung wird nicht frei zugänglich sein, sondern über behandelnde Zahnärzte und Psychotherapeuten empfohlen werden, wenn diese an die Grenzen ihrer Möglichkeiten stoßen und zusätzliche Kompetenz einfordern.
Die beiden Partner im Bereich Psychosomatik, die Zahnärztekammer und die Psychotherapeutenkammer, sind sich bewusst, dass dies alles erste Schritte sind und viele weitere folgen müssen. Einige davon sind bereits angedacht oder in der Realisierungsphase, z.B. eine begleitende Patienteninformation und eine künftige gemeinsame Fortbildung, eventuell in Form eines Curriculums - andere müssen noch gelöst werden, unter anderem die Frage der Finanzierung. Nach der bevorstehenden ersten Fortbildung sollen kleinere fachliche Arbeitsgruppen gebildet werden, die z.B. in Form von Qualitätszirkeln Maßnahmen vorbereiten, die einerseits die Kompetenz der Behandler stärken, aber auch zu einer weiteren Etablierung dieser neuen Behandlungskooperation führen sollen, wenn diese nötig erscheint.
Veranstaltungs-Termin:
Erste gemeinsame Fortbildung im Rahmen der „Dienstagsfortbildung“ unter dem Titel: „Psychosomatik in der Zahnheilkunde: Patienten erkennen – und wie weiter?“ 20.00 Uhr / Charité – Campus Benjamin Franklin, Zahnklinik Aßmannshauser Straße