19.09.2006

Special Olympics Sommerspiele in Berlin: Bundesweit größte zahnärztliche Reihenuntersuchung an Behinderten

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 18. September 2006

Bei den Sommerspielen der Special Olympics vom 12. bis 15. September 2006 in Berlin haben die Berliner Zahnärzte zusammen mit Organisationen und Unternehmen eine große Allianz gebildet, um eine Vielzahl von Informationen über die Mundgesundheit, vor allem die Mundhygiene von Menschen mit Behinderungen zu erhalten. Ziel der von der Zahnärztekammer Berlin, dem Berliner Hilfswerk Zahnmedizin, dem Arbeitskreis Behindertenbehandlung der Kammer, der Charité, der LAG, dem Zahnärztlichen Dienst, der „Aktion zahnfreundlich“ und den Unternehmen Acteon, NordWestDental, Densply, GABA, Oral B getragenen Gemeinschaftsaktion, für die die Friseurinnung die Untersuchungsstühle bereitstellte, war die Verbesserung der Konzepte für die zahnmedizinische Prävention bei Menschen mit vor allem geistigen Behinderungen. „Die Daten werden noch ausgewertet, aber bereits unsere erste Zwischenbilanz hat die Bemühungen unseres Berufsstandes bestätigt“, sagte der Zahnärztekammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel nach der Veranstaltung, „denn wir sehen eindeutig, dass unser Konzept, die Betreuer intensiv zu motivieren und zu schulen, der absolut richtige Weg ist.“ Es zeige sich eine eindeutige Korrelation zwischen dem Wissen und der Motivation der Betreuer und der Mundgesundheit der untersuchten Menschen mit Behinderungen.

Das Dreierteam, das die zahnärztliche Reihenuntersuchung leitete und während der gesamten Olympischen Wettkämpfe in der Max-Schmeling-Halle auch aktiv vor Ort war – Dr. Christoph Hils/Hildesheim/Special Olympics, Dr. Christian Bolstorff/Berliner Hilfswerk Zahnmedizin und Dr. Imke Kasche/Arbeitskreis Behindertenbehandlung – konnte am Ende der Aktion auf rund 700 Untersuchungsergebnissen von Behinderten zurückblicken und auf einige weitere bei Betreuern und Organisationshelfern. Ihr gemeinsames Resümee ist der überraschend gute Mundhygienezustand der behinderten Athleten, der den Erfahrungen aus der sonstigen Arbeit mit behinderten Patienten fast schon zuwiderläuft: „Wir werden hier noch einige Aus- und Bewertungen der gewonnenen Daten vornehmen müssen“, so Dr. Imke Kaschke, dieser Aufgabe werde sich eine Dissertation an der Charité stellen, dennoch „müssen wir festhalten, dass wir es hier mit einer besonderen Gruppe von behinderten Menschen zu tun haben: Sie sind sportlich motiviert und aktiv, sie haben bemerkenswert engagierte Betreuer und ein wunderbares Selbstbewusstsein. Und sie haben vergleichsweise gut gepflegte Zähne und ein stabiles Zahnfleisch. Solche Patienten sehen wir sonst eher nicht.“

Allerdings, so das Zahnärzteteam, habe es auch Athleten gegeben, die nicht untersucht werden wollten – ihrer Einschätzung zufolge seien dies vermutlich Menschen mit weniger gut gepflegten Zähnen gewesen, die sich den insgesamt sieben parallel in Kabinen arbeitenden Untersuchungsteams lieber nicht stellen wollten. Dr. Christoph Hils machte deutlich, dass sich als erfolgreich gezeigt habe, wo die Prävention bereits in der Kinderzeit begonnen und dann durchgehalten worden sei: „Bei den Erwachsenen ist das schon schwieriger – da haben wir doch manch unnötige Zahnsteinbelastung festgestellt. Aber die Begeisterungsfähigkeit und die Liebenswürdigkeit dieser Patienten motivieren uns Zahnärzte sehr, hier mitzuhelfen.“ Dass nicht nur professionelle Betreuer, sondern auch viele Eltern mit viel Herzblut bei der Zahngesundheit aktiv sind, stellte Dr. Christian Bolstorff erfreut fest, der viele Nachfragen nach technischen Möglichkeiten und weiteren Informationen beantwortet hat: „Eines ist ganz klar geworden: Wir können hier viel erreichen für unsere mit Behinderungen lebenden Mitmenschen – wir müssen eben ihre Betreuer erreichen und ihnen Hilfestellung geben. Das Wollen der Betreuer ist vorhanden – wir müssen es nun auch bedienen mit unserer Erfahrung. Dazu brauchen wir allerdings noch mehr aktiv engagierte Kollegen.“

Kritik gab es lediglich an organisatorischen Problemen der Special Olympics, die regelmäßig Daten auch zu gesundheitlichen Aspekten erheben: „Leider haben wir keine Möglichkeit, die diesjährigen Daten mit denen früherer Erhebungen bei anderen Olympischen Zusammenkünften zu vergleichen, weil sie nicht zugänglich sind“, meinte Dr. Hils. Zudem sei der Standard der von den USA, dem Mutterland der Special Olympics, vorgegebenen Untersuchungsbögen nicht mit dem europäischen Standard vergleichbar, wie Dr. Kaschke ergänzte: „Aber wir haben hier für die Charité eine zusätzliche Erhebung gemacht, die uns viel vermitteln und Impulse geben wird, wie wir unseren Weg, auch für die behinderten Mitbürger eine gute Zahngesundheit und damit Lebensqualität zu erreichen, noch optimieren können. Es war eine menschlich beeindruckende und fachlich hochinteressante Aktion, die wir als überaus gelungen bilanzieren können. Nicht zuletzt für das Image unseres Berufsstandes.“

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