Fortbildung in Chinesischer Medizin

12.03.2006

Zahnärztekammer Berlin: Fortbildung in Chinesischer Medizin interessant auch für Zahnärzte

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 12. März 2006

Nach der Maxime des Vorstandes, auch Patienten in speziellen Lebenssituationen bzw. mit einer der Schulmedizin eher abgewandter Einstellung in die zahnärztliche Versorgung zu integrieren, bietet die Zahnärztekammer Berlin nicht nur Fortbildung in Psychosomatik, unterstützt die Behandlung Obdachloser und Drogenabhängiger und fördert die Prävention bei in Heimen lebenden Erwachsenen mit schweren Behinderungen, sondern erweitert auch den Kommunikationshorizont durch Fortbildung z.B. in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM). „ Einige unserer Patienten kommen in unsere Praxen und haben ein anderes Verständnis von Gesundheit als wir“, sagt Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer Berlin, zum Konzept der Kammer: „Wenn wir diesen Patienten angemessen helfen wollen, müssen wir wenigstens grob ahnen, nach welchem Körperbild sie ihre Mundgesundheit betrachten, denn sonst finden wir keinen wirklichen Zugang zu ihnen und damit auch nicht die Zusammenarbeit, die nötig ist.“

Die 114. „Dienstagsfortbildung“ der Zahnärztekammer Berlin (siehe unten) stand am 7. März 2006 daher unter dem Thema „TCM für Zahnärzte“. Dr. med. dent. Sigrid Schwiderski, nach Unfall und dadurch ausgeschlossener Fortführung ihrer zahnärztlichen Tätigkeit in TCM ausgebildet, informierte die über 100 Teilnehmer über die Grundprinzipien des Gesundheitsgedankens der Chinesischen Medizin und ihre Zusammenhänge mit Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. Bereits die Diagnose gehe anders vor: Die östliche Medizin stelle sie durch sinnliche Wahrnehmung ohne technische Hilfsmittel und sammle Befunde durch Betrachtung, Tastung, nach Geruch, Gehör und anderen Kriterien.

TCM verstehe sich nicht als Ersatz oder Alternative bei schulmedizinisch relevanten Verfahren wie Krebstherapie oder eben auch akuten Mundgesundheitsproblemen, sondern als hilfreiche Begleitung und Unterstützung. Insgesamt sei sie sehr präventiv ausgerichtet und daher ein guter Partner der modernen Zahnheilkunde. Viele Körpertechniken in Verbindung mit mentaler Haltung dienten der inneren Harmonisierung und förderten dadurch den Abbau von Verspannungen und Ängsten der Patienten. Spezielle Massagen, die auf den Kenntnissen der Meridiane (Leitbahnen) beruhten, könnten auch Verkrampfungen im Nacken-, aber auch Gesichtsbereich lösen, hier sei es auch hilfreich, Reflexzonen sowohl der Hände (in den Praxen einfacher) als auch der Füße einzubeziehen. Beispielsweise könne das Massieren spezieller Fingerbereiche die Patienten bei der Bissnahmen lockerer machen und somit auch das Ergebnis verbessern.

Hilfreich sei auch eine spezielle Stirn-Schläfen-Massage, die das Chi (auch: Qi) im Körper fließen lassen und Entspannung in die gezielt angesteuerten Bereiche bringen könne. Interessant für Zahnärzte sei sicher auch, dass die Magen-Leitbahn genau durchs Gesicht führe und auch bei Zahnproblemen eine Rolle spiele. Zu Störungen im Chi und damit im Körper führten auch orthopädische Aspekte wie eine leichte Verdrehung der Hüfte und im Lumbalbereich, was auch die Schulmedizin inzwischen in Zusammenhang mit Kiefergelenks- und Zahnersatzproblemen sähe; auch hier seien spezielle Massagen oder Klopfmassagen zur Aktivierung von Leitbahnen hilfreich. In der zusammen mit Dr. Jochen Gleditsch im Pfaff-Institut angebotenen Kursen zu TCM, Akupunktur und Zahnheilkunde werde auch gelehrt, wie man durch Akupressur spezieller Bereiche in der oberen Nackenwirbelsäule je nach Ziel den Ober- oder den Unterkiefer erreichen könne. Eine große Rolle in der TCM spiele auch die Ernährung, die eher thermische Aspekte berücksichtige als den in der westlichen Medizin gemessenen Vitamin- oder Mineralstoffgehalt. Auch die Farben der Ernährung spielten eine Rolle. Je nach Körper- und Seelenzustand sei für die Therapie eine begleitende Kälte- oder Wärme-Ernährung sinnvoll. Bei Entzündungen im Mund wie Parodontitis könne das klassische schulmedizinische Verfahren durch spezielle Tees, inzwischen auch aus westlichen Kräutern, unterstützt werden. *) Dr. Schwiderski machte aber auch deutlich, dass TCM nicht nur für Patienten sinnvoll sei: „Auch Ihnen als Zahnärzte kann das eine oder andere Verfahren zur Entspannung und Entlastung ausgesprochen hilfreich sein!“

10 Jahre kostenfreie Dienstagsfortbildung
Die erste Fortbildung dieser Art, die von der Zahnärztekammer initiiert wurde, fand am 4. April 1995 statt, wie der Leiter des Referates Fort- und Weiterbildung der Kammer, Dr. Olaf Piepenhagen, bei einer kleinen Rückschau aus Anlass des Jubiläums berichtete. Thema war damals „Der Atem und seine Bedeutung für Arzt und Patient“, Referentin die berühmte Atemtherapeutin Professor Ilse Middendorf, Berlin. „Unsere Kurse sind quasi Appetithappen“, beschreibt Dr. Piepenhagen die Idee der kostenlosen Fortbildung, „ die eine Übersicht bieten sollen, was für die Praxis im Alltag hilfreich sein kann. Wer sich für das Thema interessiert, findet vertiefende Fortbildung in entsprechenden Kursen im Philipp-Pfaff-Institut. So kann man sich vergleichsweise einfach und letztlich kostenfrei mit neuen Themen befassen. Im Pfaff-Programm findet sich beispielsweise auch ein TCM-Kurs.“ Der Aufwand, den die Kurse machen, beträgt umgerechnet 2,70 € pro Jahr und Kammermitglied, die Teilnehmerentwicklung ist beeindruckend und liegt im Jahresschnitt bei ca. 200 pro Veranstaltung, manche Fortbildungsabende zählten sogar weit über 300 Besucher. Themenschwerpunkte sind nicht zuletzt allgemeinmedizinische Aspekte mit Relevanz für die Zahn- Mund- und Kieferheilkunde sowie „Nischenthemen“, die den zahnärztlichen Horizont mit Blick auf den Praxisalltag erweitern.

*) Standardrezeptur mit westlichen Kräutern zur Vorbeugung von Entzündungen und Osteoporose (YIN-Mangel):
Spargelwurzeln 40 gr
Vogelmiere 40 gr
Bohnenschalen 30 gr
Schachtelhalm 30 gr
Süßholz 20 gr
1 TL mit 1/4 l Wasser überbrühen, 8 – 10 min. ziehen lassen und tägl. 2 – 3 Tassen warm trinken
Rezept: Dr. Schwiderski
Stallstraße 1, 10585 Berlin, Deutschland
Tel: (030) 34 808 0 | Fax: (030) 34 808 200 | E-Mail: info@zaek-berlin.de