Zahngesundheit in Berlin

24.08.2005

Zahnärztekammer Berlin: Zahngesundheit in Berlin geht nach oben – aber mehr elterliche Zuwendung für die Kleinen nötig

Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 24. / 25. August 2005

Die am 24. August 2005 in Berlin vorgestellten Daten zur Entwicklung der Zahngesundheit bei Kindern und Jugendlichen zeigt auch für Berlin: Es geht aufwärts. Grundlage dieser erfreulichen Bilanz ist die DAJ-Studie, eine wissenschaftliche Erhebung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ), die auf Daten von rund 75.000 untersuchten Kindern in ganz Deutschland im Erhebungszeitraum 2004 beruhen. Im Zentrum der Untersuchung steht der so genannte „dmft-Wert“, der anzeigt, wie viele Zähne pro Kind nicht gesund sind, genauer: hat der Zahn Karies, eine Füllung oder ist er bereits gezogen/ausgefallen? Ein „dmft-Wert“ von 0 bedeutet demnach: ein naturgesundes Gebiss.

Das haben der Studie zufolge immer mehr Kinder im Alter von 12 Jahren: Bundesweit waren bei den 12jährigen vor zehn Jahren durchschnittlich noch 2,44 Zähne nicht mehr gesund, heute sind es nur noch 0,98 Zähne – eine ganz erhebliche Verbesserung der Lage also. Und auch in Berlin sind die Werte hoch erfreulich: Vor zehn Jahren waren bei Berliner 12jährigen noch 2,6 Zähne kariös, gefüllt oder verloren – heute sind es nur noch 1,01 Zähne. Das ist eine Verbesserung um mehr als das Doppelte. Und auch eine weitere Verbesserung gegenüber der letzten Studie aus dem Jahr 2000: Da lag der dmft-Wert für die Berliner 12jährigen noch bei 1,12. Die besten Werte hatte übrigens Baden-Württemberg mit 0,71 und den schlechtesten – obwohl deutlich verbessert im Vergleich vor zehn Jahren – das Land Mecklenburg-Vorpommern mit 1,42. Bei der Zahngesundheit der 12jährigen hat Berlin trotz seiner vielen sozial belasteten Familien einen erfreulichen Platz im vorderen Mittelfeld.

Überrascht waren die Wissenschaftler der Studie über die Zahngesundheit der erstmals in die Studie einbezogenen 15järhigen: Durchschnittlich sind bei den 15jährigen in Deutschland 2,05 Zähne kariös, gefüllt oder verloren, in Berlin sind es nur 1,97. Dr. Wolfgang Schmiedel, Präsident der Zahnärztekammer Berlin: „Gerade auf diesen Wert können wir besonders stolz sein – denn er zeigt uns, dass unsere Jugendlichen mehr auf sich achten als man ihnen das gemeinhin unterstellt. Wir sehen hier, dass sie viel gelernt haben, denn die meisten von ihnen sind im Laufe ihres Lebens gleich mehrfach mit der LAG in Kontakt gekommen – und haben unsere Praxen als Institutionen für die Erhaltung von Zahngesundheit erlebt.“ Die LAG (Landesarbeitsgemeinschaft Berlin zur Verhütung von Zahnerkrankungen) setzt seit vielen Jahren in Berlin mehrmals jährlich so genannte „Mundgesundheitsimpulse“ in Kindergärten und Schulen, das Maskottchen „Kroko“ wird bei Publikumsveranstaltungen von Kindern immer begeistert als Freund gefeiert. Ganz sicher auch auf diese Arbeit geht zurück, dass die Mundgesundheit sogar bei den Kindern mit hohem Kariesrisiko in den letzten Jahren von einem dmft-Wert von 5,41 auf einen Wert von 2,83 gestiegen ist. Dr. Schmiedel: „Das beweist, dass sich unser aller Einsatz auszahlt – wir werden unser Bemühen also fortsetzen.“

Kleinkinderzähne wieder schlechter: „Eltern müssen mehr Verantwortung übernehmen“
Trotz aller guten Werte gibt es keinen Grund für die Berliner Familien und auch die Zahnärzte, nun rundum zufrieden zu sein: Die Mundgesundheit der Kleinen, gemessen an den 6- bis 7jährigen, ist mit dem Wert 2,74 heute etwas schlechter als im Jahr 2000 (2,33). Grund, so vermuten die Wissenschaftler, ist die gestiegene soziale Belastung der Familien, die nachweislich in engem Zusammenhang mit der Mundgesundheit der Kinder steht. Einer Untersuchung in Hessen zufolge hatten 12jährige Schüler an Hauptschulen (dmft-Wert 1,61) im Vergleich zu ihren Mitschülern am Gymnasium (dmft-Wert 0,58) weit mehr als doppelt so viele kariöse, gefüllte oder fehlende Zähne. Dr. Schmiedel: „Ich habe viel Verständnis für die Probleme, die es in Familien mit Arbeitslosigkeit gibt. Kinder haben aber keine Alternative – sie müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Eltern ihr Wohlergehen und auch ihre Gesundheit im Blickpunkt haben und sich um sie kümmern. Ein einfaches Produkt würde schon viel helfen, die Zahngesundheit der kleinsten, der kleinen und der Vorschulkinder zu erhöhen: Wasser trinken statt Saft oder Limo oder gesüßtem Kakao. Zu viel Süßes, Saures und zu wenig Mundhygiene – das sind die Killer der Kinderzähne.“

Eltern sollten möglichst schon nach dem 1. Geburtstag ihres Kindes zum Zahngesundheitscheck in die Zahnarztpraxis kommen – vor allem, um die Kinder von früh an daran zu gewöhnen, aber eben auch, um Eltern rechtzeitig Hilfestellung geben zu können: „Wir unterstellen niemandem, dass er bewusst die Zähne der Kleinen vernachlässigt, weil wir immer wieder erleben, wie wenig Eltern über Zahngesundheit und Erkrankungsrisiken Bescheid wissen. In unseren Praxen, über die LAG und bei vielen weiteren Gelegenheiten nutzen wir deshalb die Chance, Eltern zu beraten. Aber diese Chance, die Eltern zu erreichen, müssen wir auch haben. Wenn immer mehr nicht einmal zu Kontrolluntersuchungen kommen, weil sie fälschlicherweise meinen, auch diese würden Praxisgebühr kosten, sinken unsere Chancen. Lassen Sie mich das persönlich formulieren: Und das tut beim Blick in manchen Kindermund in der Seele weh.“

Für Rückfragen:
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