11.05.2009
Professor Meyer nutzte die Vorgabe zu einem Motivationsparcour für die Qualifikation des eigenen Berufsstandes. Er erinnerte an die enge Verbindung von ZahnMedizin und Medizin und Zusammenhänge – welcher Art auch immer – von Diabetes oder auch Endokarditis mit oralen Keimen aus dem Bereich der tiefen Taschen. Die Zahnmedizin habe sich, wie man sehe, in den letzten Jahren ganz erheblich erweitert, der Blick über den Tellerrand sei faszinierend, die Anerkennung der Kollegen aus medizinischen Fachgebieten steige stetig – nur die Zahnärzte selbst hätten vielfach noch immer kein angemessenes Selbstbewusstsein und neigten eher dazu, sich mit fremden statt den eigenen Federn zu schmücken: „Die Zahnmediziner haben eine zeitlang unter der Geringschätzung des eigenen Berufes gelitten. Einige haben sich in Crashkursen mit komplexen Verfahren wie Osteopathie, Homöopathie etc. befasst und gemeint, sie könnten das, wofür andere eine intensive zwei- und mehrjährige Fachausbildung absolviert haben. Das ist zum Teil einfach nur peinlich. Machen Sie Ihre Praxis zu, lernen Sie zwei Jahre und hören Sie auf, mit oberflächlichem Wissen in anderen Gebieten zu wildern!“ Das habe der Berufsstand auch gar nicht nötig, denn die Zahnärzte verfügten mit den Kenntnissen der modernen Zahnheilkunde über Expertenwissen, das mehr und mehr von anderen Disziplinen in der Medizin konsultiert werde.
Exemplarisch berichtete Professor Meyer über eine interdisziplinäre Kopfschmerz-Arbeitsgruppe an der Universität Greifswald, hier sei die Einbeziehung der zahnärztlichen Kompetenz bereits Routine: In bemerkenswert vielen Fällen habe die eigene Disziplin mit vergleichsweise minimalem Aufwand den Kopfschmerz-Patienten anhaltende Besserung bis Beschwerdefreiheit ermöglicht – in der Regel durch Entlastung der Kaumuskulator: „Der Zusammenhang von Kopfschmerz und Druckdolenzen war signifikant.“ Professor Meyer wies darauf hin, dass keineswegs, wie oft dargestellt, Okklusionsprobleme ausschlaggebend für die Kopfschmerzsymptomatik sind, sondern vielmehr die (asymmetrische) Verspannung der Kau- und Gesichtsmuskulatur, aufgrund welcher Ursachen auch immer.
Der Effekt der zahnärztlichen Maßnahmen habe die Neurologen deutlich beeindruckt, zumal sie ihrerseits zuvor mit Intensiv-Therapie Linderung versucht, aber nicht erreicht hatten. „Ich halte es heute für einen Kunstfehler, wenn Allgemeinärzte und Neurologen bei der Diagnostik von Kopfschmerzen die Zahnärzte nicht einbeziehen,“ sagte Professor Meyer, und auch für den Bereich von Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen treffe dies zu: „Wenn Neurologen, Orthopäden und alle anderen für Kopfschmerzen in Frage kommenden Disziplinen nichts finden, stehen die Chancen 50:50, dass die Lösung bei uns liegt.“ Neuromuskuläre Inkoordination (z.B. Bruxismus und Pressen) spiele bei vielen Funktionsstörungen rund um Kopf, Hals und den gesamten Körper eine eindrucksvolle Rolle.
Okklusion nicht das zentrale Thema
Dabei müsse sich die Zahnmedizin vor Kurzschlüssen hinsichtlich angeblich offensichtlicher Kausalität schützen: „Es kann auch eine Stoffwechselstörung oder das Wetter sein, wenn ein Patient unter CMD leidet.“ Gerade bei der CMD-Thematik zeige sich in eindrucksvollen Studien, dass Okklusion keineswegs generell das zentrale Thema sei: „Nicht stimmende Okklusion einhergehend mit Stress – das führt oft zu CMD. Stehen die Zähne aber wie Kraut und Rüben und der Patient ist ein entspannter Typ, ist das Risiko für eine CMD erheblich geringer. Der Stress ist also häufig erst der auslösende Hebel. Und der ist Aufgabe für den Berufsstand der Psychotherapeuten! Wir Zahnärzte machen unseren Teil der Aufgabe - die begleitenden Schienen.“ Professor Meyer berichtete in Fallbeispielen von Patienten, die aufgrund einer Schmerzsymptomatik durch viele ärztliche Praxen und teilweise auch Schmerzkliniken geschickt worden waren – ehe sie bei einem Arzt landeten, der einen Zahnarzt hinzuzog. Erst dessen Vorgehen setzte der bedauernswerten Entwicklung ein Ende. Professor Meyer: „Ich appelliere hier an Ihre medizinische Verantwortung!“ Der Berufsstand müsse auch bei den Ärzten noch viel mehr Werbung machen für das, was er leisten könne: „Wir haben eine unglaubliche Verantwortung, liebe Kolleginnen und Kollegen, von der auch wir selbst oft gar nichts ahnen! Werden Sie sich dessen bewusst, bilden Sie sich in ihrem eigenen Fachgebiet, der modernen Zahnmedizin, fort und melden Sie sich mehr denn je zu Wort. Denn auch immer mehr Ärzte merken inzwischen: Nur wir Zahnärzte beherrschen manche medizinische Situation – und kein anderer!“
„Zahnmedizin immer öfter von der Medizin konsultiert“
Presseinformation der Zahnärztekammer Berlin vom 11. Mai 2009 anl. der 150. Dienstagsfortbildung am 5. Mai 2009 mit Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer/Greifswald
Zu einer Motivationsveranstaltung erster Klasse wurde die 150. Dienstagsfortbildung der Zahnärztekammer Berlin am 5. Mai im Hörsaal der Zahnklinik: Vorstandsmitglied Dr. Helmut Kesler, langjähriger Leiter dieser kostenlosen Fortbildungsreihe, hatte als Referenten zur Jubiläumsfortbildung Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer eingeladen und ihm das Thema „ZahnMedizin ist Medizin“ gestellt.Professor Meyer nutzte die Vorgabe zu einem Motivationsparcour für die Qualifikation des eigenen Berufsstandes. Er erinnerte an die enge Verbindung von ZahnMedizin und Medizin und Zusammenhänge – welcher Art auch immer – von Diabetes oder auch Endokarditis mit oralen Keimen aus dem Bereich der tiefen Taschen. Die Zahnmedizin habe sich, wie man sehe, in den letzten Jahren ganz erheblich erweitert, der Blick über den Tellerrand sei faszinierend, die Anerkennung der Kollegen aus medizinischen Fachgebieten steige stetig – nur die Zahnärzte selbst hätten vielfach noch immer kein angemessenes Selbstbewusstsein und neigten eher dazu, sich mit fremden statt den eigenen Federn zu schmücken: „Die Zahnmediziner haben eine zeitlang unter der Geringschätzung des eigenen Berufes gelitten. Einige haben sich in Crashkursen mit komplexen Verfahren wie Osteopathie, Homöopathie etc. befasst und gemeint, sie könnten das, wofür andere eine intensive zwei- und mehrjährige Fachausbildung absolviert haben. Das ist zum Teil einfach nur peinlich. Machen Sie Ihre Praxis zu, lernen Sie zwei Jahre und hören Sie auf, mit oberflächlichem Wissen in anderen Gebieten zu wildern!“ Das habe der Berufsstand auch gar nicht nötig, denn die Zahnärzte verfügten mit den Kenntnissen der modernen Zahnheilkunde über Expertenwissen, das mehr und mehr von anderen Disziplinen in der Medizin konsultiert werde.
Exemplarisch berichtete Professor Meyer über eine interdisziplinäre Kopfschmerz-Arbeitsgruppe an der Universität Greifswald, hier sei die Einbeziehung der zahnärztlichen Kompetenz bereits Routine: In bemerkenswert vielen Fällen habe die eigene Disziplin mit vergleichsweise minimalem Aufwand den Kopfschmerz-Patienten anhaltende Besserung bis Beschwerdefreiheit ermöglicht – in der Regel durch Entlastung der Kaumuskulator: „Der Zusammenhang von Kopfschmerz und Druckdolenzen war signifikant.“ Professor Meyer wies darauf hin, dass keineswegs, wie oft dargestellt, Okklusionsprobleme ausschlaggebend für die Kopfschmerzsymptomatik sind, sondern vielmehr die (asymmetrische) Verspannung der Kau- und Gesichtsmuskulatur, aufgrund welcher Ursachen auch immer.
Der Effekt der zahnärztlichen Maßnahmen habe die Neurologen deutlich beeindruckt, zumal sie ihrerseits zuvor mit Intensiv-Therapie Linderung versucht, aber nicht erreicht hatten. „Ich halte es heute für einen Kunstfehler, wenn Allgemeinärzte und Neurologen bei der Diagnostik von Kopfschmerzen die Zahnärzte nicht einbeziehen,“ sagte Professor Meyer, und auch für den Bereich von Hals-Nasen-Ohrenerkrankungen treffe dies zu: „Wenn Neurologen, Orthopäden und alle anderen für Kopfschmerzen in Frage kommenden Disziplinen nichts finden, stehen die Chancen 50:50, dass die Lösung bei uns liegt.“ Neuromuskuläre Inkoordination (z.B. Bruxismus und Pressen) spiele bei vielen Funktionsstörungen rund um Kopf, Hals und den gesamten Körper eine eindrucksvolle Rolle.
Okklusion nicht das zentrale Thema
Dabei müsse sich die Zahnmedizin vor Kurzschlüssen hinsichtlich angeblich offensichtlicher Kausalität schützen: „Es kann auch eine Stoffwechselstörung oder das Wetter sein, wenn ein Patient unter CMD leidet.“ Gerade bei der CMD-Thematik zeige sich in eindrucksvollen Studien, dass Okklusion keineswegs generell das zentrale Thema sei: „Nicht stimmende Okklusion einhergehend mit Stress – das führt oft zu CMD. Stehen die Zähne aber wie Kraut und Rüben und der Patient ist ein entspannter Typ, ist das Risiko für eine CMD erheblich geringer. Der Stress ist also häufig erst der auslösende Hebel. Und der ist Aufgabe für den Berufsstand der Psychotherapeuten! Wir Zahnärzte machen unseren Teil der Aufgabe - die begleitenden Schienen.“ Professor Meyer berichtete in Fallbeispielen von Patienten, die aufgrund einer Schmerzsymptomatik durch viele ärztliche Praxen und teilweise auch Schmerzkliniken geschickt worden waren – ehe sie bei einem Arzt landeten, der einen Zahnarzt hinzuzog. Erst dessen Vorgehen setzte der bedauernswerten Entwicklung ein Ende. Professor Meyer: „Ich appelliere hier an Ihre medizinische Verantwortung!“ Der Berufsstand müsse auch bei den Ärzten noch viel mehr Werbung machen für das, was er leisten könne: „Wir haben eine unglaubliche Verantwortung, liebe Kolleginnen und Kollegen, von der auch wir selbst oft gar nichts ahnen! Werden Sie sich dessen bewusst, bilden Sie sich in ihrem eigenen Fachgebiet, der modernen Zahnmedizin, fort und melden Sie sich mehr denn je zu Wort. Denn auch immer mehr Ärzte merken inzwischen: Nur wir Zahnärzte beherrschen manche medizinische Situation – und kein anderer!“