Dr. Karsten Heegewaldt, Dr. Marion Marschall und ZÄ Barbara Plaster (v.l.n.r.); © ZÄK Berlin | berlin-eventfotograf.de

28.11.2024

Zahnärztekammer Berlin: „Signale wahrnehmen und handeln statt wegschauen!“

Neuer Handlungsleitfaden Häusliche Gewalt für Zahnärztinnen, Zahnärzte und Praxisteams

Berlin, 28.11.2024 – Die Zahnärztekammer (ZÄK) Berlin hat in Kooperation mit dem „Runden Tisch Berlin – Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt“ (RTB), einem freiwilligen Zusammenschluss von Organisationen, einen „Handlungsleitfaden Häusliche Gewalt“ für Zahnärztinnen und Zahnärzte und Praxisteams herausgegeben. Der zweiseitige übersichtliche Leitfaden bietet praktische Unterstützung bei der Ansprache und Gesundheitsversorgung von eventuell betroffenen Patientinnen und Patienten. „Häusliche und sexualisierte Gewalt kommt unabhängig von der sozioökonomischen Lage, von kulturellen oder religiösen Kontexten oder vom Alter vor. Leider ist die Dunkelziffer hier sehr hoch, nur ein sehr geringer Prozentsatz der Taten wird überhaupt bemerkt oder gar angezeigt“, so Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der ZÄK Berlin. Opfer zögern häufig aus Angst oder Scham, sich an Außenstehende zu wenden und Unterstützung zu suchen. „Umso wichtiger ist es für unsere Berufsgruppe, zu handeln: Werden Sie bitte aktiv, sollten Sie bei Ihren Patientinnen und Patienten Anzeichen von Gewalt bemerken. Nichts ist schlimmer, als aus Unsicherheit nichts zu tun oder wegzuschauen.“ Dr. Silke Riemer, Mitglied des Vorstandes und Leiterin des Referats Prävention und Gesellschaftliches Engagement der ZÄK Berlin, ergänzt: „Der Handlungsleitfaden soll Zahnärztinnen und Zahnärzte und Praxismitarbeitende bei der Gesundheitsversorgung und im Umgang mit Opfern häuslicher und sexualisierter Gewalt sensibilisieren und stärken. Der Leitfaden führt sie Schritt für Schritt und mit konkreten Formulierungshilfen durch die Gesprächsführung bei Erkennung, Dokumentation und Versorgung.“ Auf der Rückseite des DIN-A4-Blattes sind alle wichtigen Kontaktdaten zu nachfolgenden Hilfeeinrichtungen aufgeführt, damit schnell Kontakt ins Hilfsnetz gebahnt werden kann. „Die ‚BIG Hotline 030 - 611 03 00‘, die eine telefonische Beratung bei häuslicher Gewalt 24/7, kostenfrei und mehrsprachig bietet, sollte jeder kennen!“

Karin Wieners, wissenschaftliche Referentin des RTB, sagt: „Verletzungen am Mund, am Kiefer und an den Zähnen gehören zu den häufigsten Folgen von Gewalt in Paarbeziehungen. Nehmen Zahnärztinnen und Zahnärzte und zahnmedizinische Fachangestellte Anzeichen für Gewalt wahr und fühlen sie sich sicher im Ansprechen, in der Versorgung und Zusammenarbeit mit spezialisierten Hilfeeinrichtungen, können sie für Betroffene wichtige unterstützende Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sein. Der Handlungsleitfaden der Zahnärztekammer fördert genau diese Sicherheit, indem er ganz konkrete Informationen für die Praxis bündelt."

Der Handlungsleitfaden Häusliche Gewalt steht auf den Webseiten der ZÄK Berlin www.zaek-berlin.de und des RTB  https://rtb-gesundheit.de/ersthilfe-haeusliche-gewalt zum Download und Ausdruck kostenlos zur Verfügung.

Der Runde Tisch Berlin - Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt (RTB) wurde 2019 von der Senatsverwaltung für Gesundheit eingerichtet. An dem Gremium sind 31 Organisationen und Verbände aus dem Berliner Gesundheitswesen, unter anderem die ZÄK Berlin, sowie Vertreter*innen von Polizei, Hilfesystem, Kinderschutz und Forschung beteiligt. Die Mitglieder erarbeiten Handlungsempfehlungen und Standardprozeduren für relevante Versorgungsbereiche, formulieren Versorgungsaufträge und stellen Öffentlichkeit her. Sie integrieren die Thematik in Aus- und Weiterbildungen und unterstützen interdisziplinäre Versorgungsansätze wie pro-aktive Beratungsangebote in den Zentralen Notaufnahmen Berliner Kliniken. Der Runde Tisch ist bundesweit einzigartig. Die Geschäftsstelle des RTB liegt in Trägerschaft des S.I.G.N.A.L. e. V., sie wird im Rahmen des Integrierten Gesundheitsprogramms von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege gefördert. https://rtb-gesundheit.de/.

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